Das sichtbare Tragwerk aus Buchenfurnierschichtholz verleiht dem Gebäudeinneren eine schlanke, elegante Erscheinung. Foto: Eckhart Matthaeus
Das sichtbare Tragwerk aus Buchenfurnierschichtholz verleiht dem Gebäudeinneren eine schlanke, elegante Erscheinung. Foto: Eckhart Matthaeus
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Das sichtbare Tragwerk aus Buchenfurnierschichtholz verleiht dem Gebäudeinneren eine schlanke, elegante Erscheinung. Foto: Eckhart Matthaeus
Die Ausbauelemente aus Buchenfurnierschichtholz verleihen den Innenräumen eine angenehme Atmosphäre. Foto: Eckhart Matthaeus
Nicht nur die Tragkonstruktion, sondern auch viele Ausbaudetails wie die Bürotrennwände wurden in Buchenfurnierschichtholz ausgeführt. Foto: Eckhart Matthaeus

Bürogebäude aus Buchenfurnierschichtholz

Deutscher Holzbaupreis 2017 - Engere Wahl Neubau

Das erste Bürogebäude aus Buchenfurnierschichtholz wurde von lattkearchitekten für ein Softwareunternehmen in Augsburg entworfen. Die Holzoberflächen schaffen eine angenehme Atmosphäre für die Teamarbeit in dem Unternehmen. Der Deutsche Holzbaupreis 2017 würdigte die Pionierarbeit der Architekten und Ingenieure, die aus dem geklebten Laubholz nicht nur das komplette Tragwerk mit Stützen und Balkendecken sondern auch die Pfosten-Riegelfassade, die Trennwände zur Mittelzone sowie den Fußboden im Erdgeschoss fertigten.

 

  

Der Branchenpreis der deutschen Forst- und Holzwirtschaft wird seit vielen Jahren in Zusammenarbeit mit der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. in Wuppertal ausgelobt. Ingenieurholzbau.de berichtet im Rahmen der aktuellen Berichterstattung über die Ergebnisse des Deutschen Holzbaupreises 2017.   >>> Zur Übersicht

Skelettbau aus Buchenfurnierschichtholz

Bürogebäude auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne

Der Neubau wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne errichtet und liegt als Teil des zum Wohn- und Arbeitsort umfunktionierten Sheridan-Parks buchstäblich im Grünen. Hinter einer Fassade aus weiß gestrichenen, vertikalen Holzstäben sind Büros und offene Arbeitsflächen auf mehreren Etagen angeordnet. Der Architekt Frank Lattke konzipierte mit seinem Team einen Skelettbau, bei dem die Etagen von einer 5,10 m tiefen, flach dimensionierten Holzbalkendecke überspannt werden. Für ein angenehmes Raumklima wurden Heiz- und Kühlsegel zwischen den Deckenbalken eingehängt. Ein 2,40 m breiter, großzügiger Mittelkorridor verbindet als Ort für spontane Begegnungen die Büroräume. Auf der Südseite bereichert ein zwei Meter breiter Balkon die Büroräume und schützt gleichzeitig die Etagen vor zuviel Sonneneinstrahlung. Ein zentrales Treppenhaus verbindet die drei Ebenen des Gebäudes.

Der Holz-Skelettbau aus Buchenfurnierschichtholz wurde auf einem ehemaligen Kasernengelände im Süden von Augsburg errichtet. Foto: Eckhart Matthaeus
Ein Balkon verläuft hinter der Fassade aus Holzstäben, die auf der Südseite auch als Sonnenschutz für die dahinter verborgenen Büroräume dient. Foto: Eckhart Matthaeus
Hinter einer Fassade aus weiß gestrichenen, vertikalen Holzstäben liegen Büros und offene Arbeitsflächen. Foto: Eckhart Matthaeus

Flexibilität und Raumersparnis

Eines der wichtigsten Entwurfsziele war für den Architekten Frank Lattke und sein Team die räumliche Flexibilität für das sich dynamisch entwickelnde Softwareunternehmen. Die gewählte Skelettbau-Typologie bietet dem Bauherrn vielfältige Möglichkeiten die Büros immer wieder neu auf den Etagen zu unterteilen. Darüber hinaus erkundeten die Architekten und Ingenieure die konstruktiven Möglichen des neuartigen Furnierschichtholzes aus Laubholz. Bei jedem Arbeitsschritt wurde immer wieder nach den Vorteilen und Herausforderungen im Vergleich zu geklebten Vollholzprodukten aus Nadelholz gefragt.

Gestalterisch und auch räumlich wirkten sich die deutlich geringeren Bauteilquerschnitte besonders positiv auf das Gebäude aus. Die Stützen wurden zum Beispiel 6 cm schlanker ausgeführt wie bei herkömmlichen Konstruktionen. Durch die Buchenfurnierschichtholz-Träger konnten bei gleicher Tragfähigkeit 4 cm Bauhöhe eingespart werden, die für die Verlegung von Installationen genutzt wurden.

Die kleinen "Raumgewinne" addieren sich vor allem im Bezug auf die lichte Raumhöhe zu einem wesentlichen Vorteil. Durch die geringeren Bauteilquerschnitte liegt die Oberkante Fertigfußboden auf einer Höhe von 6,80 m, wodurch das Bürogebäude noch zur Gebäudeklasse 3 zählt. Mit einer herkömmlichen Holzbauweise in Nadelholz wäre das Gebäude mit den gleichen lichten Raumhöhen in die Gebäudeklasse 4 mit erheblich höheren Anforderungen an den Brandschutz gefallen.

Durch die Buchenfurnierschichtholz-Träger konnten bei gleicher Tragfähigkeit im Vergleich zu Nadelholzkonstruktionen 4 cm Bauhöhe eingespart werden. Foto: Eckhart Matthaeus
Durch einen hohen Grad von Vorfertigung konnte die Konstruktion aus Buchenfurnierschichtholz schnell auf der Baustelle montiert werden. Foto: Eckhart Matthaeus

Hohe Innenraumqualität durch Holzoberflächen

Das Softwareunternehmen war schon am Beginn des Entwurfs angetan vom Baustoff Holz. Doch die Idee, mit geklebten Vollholzprodukten aus Buche zu bauen, ging von dem Architekten Frank Lattke aus, der den Werkstoff aus Forschungsprojekten am Lehrstuhl von Prof. Hermann Kaufmann an der TU München kannte. Nach einer umfangreichen Bemusterung fiel die Entscheidung nicht nur außen, sondern auch in den Büroräumen mit einer sichtbaren Holzkonstruktion zu bauen. Heute schätzen die Mitarbeiter die angenehme Atmosphäre mit vielen Holzoberflächen. Durch die geringeren Bauteilquerschnitte konnte nicht nur mehr Raum für die Büronutzung gewonnen, sondern auch die Gebäudeklasse 3 mit den gleichen lichten Raumhöhen erreicht werden. Schlanke, elegante Konstruktionsdetails prägen das Gebäude, das der Deutsche Holzbaupreis 2017 als eines der richtungsweisenden Bürogebäude in die Engere Wahl aufnahm.

Ein breiter Erschließungskorridor verbindet die Büros, die mit Trennwänden aus Buchenfurnierschicht-Elementen eingefasst sind. Foto: Eckhart Matthaeus
Nicht nur die Tragkonstruktion, sondern auch viele Ausbaudetails wurden in Buchenfurnierschichtholz ausgeführt. Foto: Eckhart Matthaeus
Durch die Buchenfurnierschichtholz-Träger konnten 4 cm Bauhöhe eingespart werden, die für die Verlegung von Installationen genutzt wurden. Foto: Eckhart Matthaeus
Eine Fassade aus weiß gestrichenen, vertikalen Holzstäben gliedert den Holz-Skelettbau auf der Südseite und dient gleichzeitig als Sonnenschutz für die dahinter verborgenen Büroräume. Foto: Eckhart Matthaeus
Hinter einer Fassade aus weiß gestrichenen, vertikalen Holzstäben liegen Büros und offene Arbeitsflächen. Foto: Eckhart Matthaeus
Im Erdgeschoss wurde neben vielen Ausbaudetails auch der Fußboden aus Buchenfurnierschichtholz gefertigt. Foto: Eckhart Matthaeus
Nicht nur die Tragkonstruktion, sondern auch viele Ausbaudetails wurden in Buchenfurnierschichtholz ausgeführt. Foto: Eckhart Matthaeus
Die Räume des Erdgeschosses öffnen sich durch große Fensterflächen zum rückwärtigen Garten. Foto: Eckhart Matthaeus

Projektdaten im Überblick

Bauherr

euregon AG

Architekten

lattkearchitekten BDA, Augsburg

Tragwerksplaner

bauart konstruktions GmbH, München

Holzbau

Gumpp & Maier GmbH, Binswangen

Fertigstellung

Februar 2016

 

Fotos

Eckhart Matthäus, Wertingen

Geklebte konstruktive Vollholzprodukte

Die Webseite Ingenieurholzbau.de informiert über die Herstellung und das Bauen mit geklebten konstruktiven Vollholzprodukten wie Brettschichtholz (BS-Holz), Brettsperrholz (X-Lam oder BSP-Holz), Balkenschichtholz (Duobalken® oder Triobalken®) und Furnierschichtholz. 

>>> mehr Informationen zu den Produkten im Überblick

 

Produkte

(Duobalken® und Triobalken®) ist ein industriell gefertigtes Produkt aus zwei bis fünf flachseitig, faserparallel miteinander verklebten Brettern, Bohlen oder Kanthölzern.

Balkenschichtholz

(BS-Holz oder BSH) ist ein industriell gefertigtes Produkt für tragende Konstruktionen. Es besteht aus mindestens drei faserparallel miteinander verklebten getrockneten Brettern oder Brettlamellen aus Nadelholz.



Brettschichtholz
(BSP oder X-Lam) ist ein massives flächiges Holzprodukt für tragende Zwecke. Es wird als Platten- oder Scheibenelement eingesetzt.

Brettsperrholz
(FSH; auch LVL, abgeleitet von englisch Laminated Veneer Lumber) besteht aus ca. 3 mm starken Schälfurnieren aus Nadelholz, selten auch aus Laubholz.

Furnierschichtholz