Die neue Zentrale der niederländischen Triodos-Bank passt sich in ihrer organischen Form ihrer grünen Umgebung an. Auf den ersten Blick scheint sie mit ihren Glasfassaden ein normales Bürogebäude zu sein. Doch innen überspannt eine Tragstruktur aus Holz weite und offene Räume, die sich in die Natur einschmiegen.
Ein gewerblich genutztes Gebäude kann nicht nur ein Büro, sondern auch eine Materialbank sein. Das funktioniert, wenn eine Bank einen neuen Hauptsitz baut und diesen nicht nur als Platz schaffenden Kostenfresser, sondern als Investition in das Material betrachtet. Der Nachhaltigkeitsgedanke und ein klares Votum zugunsten der Kreislaufwirtschaft trägt den Bau der Triodos Bank.
Mitten in der Natur befindet sich der Neubau, der mit seinen Glasfassaden von Weitem an ein völlig normales Bürogebäude erinnert. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch die ungewöhnliche, organische Form des Baukörpers auf die ihn perfekt mit der Umwelt verschmelzen lässt. Eine klare Ausrichtung, wie Vorder- oder Rückseite des Baus, ist nicht zu erkennen. Die Fassade komplett aus Glas gefertigt und zieht sich über alle Stockwerke. Die großen Glasflächen lassen das Tageslicht bis tief in das Gebäude vordringen. In jedem Fensterrster lassen sich die etagenhohen Fenster öffnen. So entsteht eine maximale Verschmelzung mit der Natur.
Die drei tropfenförmigen aufstrebenden Baukörper sind über eine gemeinsame Erdgeschosszone miteinander verbunden. Große „Oberlichter“ über den jeweils zentral in den Gebäudeteilen angeordneten Treppenhäusern bringen zusätzliches Tageslicht. Erst im Innenraum erkennt man die gänzlich andere „Bauwelt“: Eine Holzkonstruktion ragt baumgleich mit ihren Ästen in die einzelnen Etagen hinein und trägt die Lasten der Decken aus Brettsperrholz ab.
26 L-förmige Pylone bilden das Rückgrat der drei Baukörper. Sie sind blumenartig angeordnet und zahlen damit auf die naturnahe Planung und die organische Form des Baus ein. Bis zu vier Meter kragen die Träger aus. Auch die Deckenelemente sind in Holz gefertigt. Hier kam das hoch belastbare Brettsperrholz zum Einsatz. Die Konstruktion ruht auf einem Betonsockel, da der Grundwasserspiegel in dem Gebiet so hoch ist, dass andere Baumaterialien nicht zum Einsatz kommen konnten. Die fünf Etagen hohe Holzkonstruktion ist restlos demontierbar. Der Holzanteil in der Haupttragkonstruktion liegt so bei nahezu 100%. 165.312 Schrauben halten jedes Bauteil an seinem Platz.
Einen Gedanken, auf dem der Entwurf des Gebäudes fußt, können wohl nur Banker formulieren: Das Gebäude ist auch Materialbank. Die Materialwerte werden auch online über die Madaster-Plattform überwacht. Es ist nicht nur Materiallager, sondern auch eine Materialbank. So kann der Wert der Materialien in der künftigen Bilanz technisch liquidiert oder steuerlich aktiviert werden
In enger Zusammenarbeit haben die Architekten, Landschaftsplaner, Berater und ausführenden Unternehmen ein Gesamtwerk geschaffen, das in Sachen Nachhaltigkeit einen weltweiten Standard setzt.
(Christina Vogt, Gladbeck)
Projekt:
Neubau eines Bankgebäudes in Zeist, Niederlande
Bauherr:Triodos Bank, Zeist
Baujahr: 2019
Architekt:
RAU Architects 1021 JT Amsterdam, Niederlande
www.rau.eu
Tragwerk Holzbau:
Lüning B.V. 6800 AH Arnhem, Niederlande
www.luning.nl
Generalunternehmen:
J.P. van Eesteren 2803 MC Gouda, Niederlande
www.luning.nl
Holzbau:
Derix 8144 RC Liederholthuis, Niederlande
www.derix.de
Installateur:
Bosman Bedrijven 3812 RE Amersfoort, Niederlande
www.bosmanbedrijven.nl
Bruttogeschossfläche (BGF): 12 994 m²