Im neuen Heilbronner Stadtteil „Neckarbogen“, der im Zuge der Bundesgartenschau (BUGA) 2019 entstanden ist, ragt das zehngeschossige Holz-Hybrid-Gebäude namens Skaio in den Himmel. 34 m hoch und nach den Plänen des Berliner Architekturbüros Kaden+Lager gebaut, ist es aktuell der neue Höhen-Rekordhalter unter Deutschlands Hochhäusern, in denen wesentliche Teile aus Holz bestehen.
Skaio setzt sich aus zwei Teilgebäuden zusammen: Dem eigentlichen Zehngeschosser mit Außenabmessungen von etwa 23 m auf 23 m und einem daran anschließenden, zurückgesetzten Sechsgeschosser. Das Gebäude wurde als Holz-Hybrid-Konstruktion geplant, das heißt man hat das Holztragwerk mit Stahl und Stahlbeton kombiniert. Für die Stützen haben die Planer Brettschichholz (BS-Holz) gewählt, für Wände und Decken Brettsperrholz (BSP). Der Großteil der Konstruktion besteht daher aus Holz. Doch aus Brandschutzgründen hat man das Treppenhaus und das gewerblich genutzte Sockelgeschoss in Stahlbeton ausgeführt.
Auf den BS-Holz-Stützen in Ebene der Gebäudehülle lagern geschossweise Riegel aus HEB-Stahlprofilen, die als Durchlaufträger über die gesamte Gebäudelänge bzw. -breite ausgeführt wurden. Die Gebäudeaussteifung erfolgt sowohl über den zentralen Treppenhauskern, an den sich das Holztragwerk anlehnt, als auch über das räumliche Zusammenwirken des Skelettbaus mit den Deckenscheiben selber. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss sind gegenüber den weiteren Obergeschossen an der Südseite um 6,70 m und an der Ostseite und 2,75 m zurückversetzt, so dass hier eine Überbauung der Geh- und Radwege entsteht. Die Überbauung wird durch Stahlbeton-Verbundstützen getragen, die an der Gebäudeaußenkante angeordnet sind. Die ausschließlich vertikal lastabtragenden Innenwände bilden Wandscheiben aus BSP, für die Decken kommen ebenfalls Massivholz-Elemente aus BSP zum Einsatz. Für die nichttragenden Außenwände haben die Planer – in Anlehnung an den Holztafelbau – BSP-Rücken mit Rahmenhölzern und Dämmung gewählt. Die Elemente wurden zwischen den BS-Holz-Stützen eingefügt und stehen auf den Stahlprofil-Riegeln der äußeren Haupttragstruktur. Auch die Decken-Elemente nutzen diese Stahlprofile als Auflager und spannen von dort u.a. zum Treppenhausturm.
Foto: Bernd Borchardt
„Skaio“ hat einen Anhang: Den zurückgesetzten Sechsgeschosser Foto: Bernd Borchardt
Beim Skaio handelt es sich um einen mehrgeschossigen Holzbau der Gebäudeklasse 5 (GK 5), und zwar um einen, der erstmalig in Deutschland auch die Hochhausgrenze von 22 m überschreitet und damit ein „echtes Hochhaus“ ist.
Damit die Holzoberflächen sichtbar bleiben konnten und auch die Gebäudehülle in dieser Gebäudeklasse aus Holz ausgeführt werden durfte, sah das Brandschutzkonzept unter anderem den vollflächigen Einsatz einer speziellen Hochdruck-Wassernebel-Sprinkleranlage vor. Notwendig ist sie aber vor allem, um einen durch die bodentiefen Fester möglichen Brandüberschlag in ein darüber liegendes Geschoss zu verhindern. Insgesamt forderte der Brandschutz eine Konstruktion bzw. eine Detailausbildung von Anschlüssen und Knotenpunkten, die allesamt feuerbeständig (F90 / R(EI) 90) zu sein hatten.
Der Schallschutz zwischen den Geschossen konnte durch einen mehrschichtigen Deckenaufbau sichergestellt werden. Vorgabe dafür war allerdings ein Aufbau ohne Verbundschichten. Daher nutzte man Schüttungen, die sich problemlos wieder voneinander trennen und weiterverwerten lassen.
Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften haben größtes Interesse an qualitativ hochwertigen und wirtschaftlich nachhaltigen Immobilien. Hier wartet der Holzbau mit seinen schlanken Konstruktionen und den hohen Materialqualitäten mit großem Potenzial auf. Eine erste Anerkennung des neuartigen Konzepts erhielt der Zehngeschosser im August 2019 mit der Diamant-Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).
(Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe)
Bauvorhaben:
Zehngeschossiges Holz-Hybrid-Hochhaus auf dem Bundesgartenschaugelände Heilbronn
Bauweise:
Holz-Hybrid-Bauweise
Baujahr: 2019
Baukosten: k. A.
Wohnfläche: 3.300 m²
Gewerbefläche: 137 m²
Bruttogeschossfläche (BGF) oberirdisch: 5.685 m²
Bauherr: Stadtsiedlung Heilbronn GmbH, D-74072 Heilbronn,
www.stadtsiedlung.de, www.leben-am-neckar.de
Architektur: Kaden+Lager GmbH, D-10178 Berlin,
www.kadenundlager.de
Generalunternehmer und Baupartner:
ZÜBLIN Timber GmbH, D-86551 Aichach,
www.zueblin-timber.com, Ed. Züblin AG, Direktion Stuttgart, Bereich Heilbronn
Tragwerksplanung, Bauphysik:
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG,
Brandschutz:
Dehne-Kruse Brandschutzingenieure,
Arbeitsvorbereitung Holzbau:
Ingenieurbüro von Fragstein GmbH,
D-76829 Landau, www.von-fragstein.com
Gebäudetechnik:
FB-Ingenieure GmbH,