Der Neubau der TU München auf dem Campus im Olympiapark ist aktuell einer der größten Holzbauten Europas. Insbesondere das weit ausladende Vordach zieht die Blicke auf das spektakuläre Megaprojekt. Die darin verbauten Hohlkästen sind in jeder Hinsicht ein Novum.
Seit der Zeit nach den Olympischen Spielen von 1972 sind die Fakultät der Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technischen Universität München (TUM) und der Zentrale Hochschulsport (ZHS) Nutzer des Geländes des Campus im Olympiapark (CiO) sowie dessen Gebäude im nördlichen Bereich des Parks.
Über die Jahrzehnte traten bei den Bestandsbauten nach und nach erhebliche baukonstruktive und statische Mängel auf. Auch in Sachen Brandschutz gab es gravierende Schwachpunkte. Das machte einen Rück- und Neubau der Anlage unumgänglich.
Nach Anforderung des Bauherrn, dem Freistaat Bayern, sollten die Gebäude mit einem ressourcenschonenden Baustoff errichtet werden und im Betrieb energiesparend sein.
Der Siegerentwurf des 2015 für dieses Großprojekt ausgelobten Wettbewerbs sah einen flachen, fast quadratischen Bau in Holz und Glas mit Innenhöfen vor. Dabei hatten die Architekten bereits in der Entwurfsphase ein im Holzbau versiertes Planungsbüro mit ins Boot geholt, um die Tragstruktur in ihren wesentlichen Zügen von Anfang an (mitzu)entwickeln.
Die überwiegend zweigeschossig angelegte Großkonstruktion in Holz mit Außenabmessungen von 180 m Breite und 150 m Tiefe beherbergt auf einer Bruttogrundfläche von mehr als 42.000 m2 und fast 19.000 m2 Nutzfläche Hallen für 14 Sportfelder, 300 Büroräume, zahlreiche Seminar- und zwölf Vorlesungsräume, eine Cafeteria und eine Bibliothek sowie fünf Werkstätten und 15 Labore, inklusive ein Prüflabor. Besonders die weit ausladende Überdachung über die gesamte, 150 m lange „Schmalseite“ des Gebäudes fällt ins Auge.
Der Gebäudekomplex ist in zwei Hallen- und Bürocluster gegliedert, die über eine zentrale Achse, die „Rue Intérieure“ (franz: Innere Straße), erschlossen werden. Sie ist die rund 150 m lange Verbindung innerhalb des Gebäudes von Ost nach West, an die außer die Hallen- und Bürocluster auch alle übrigen Funktionen angebunden sind. Neben den Treppenräumen zur vertikalen Verbindung der beiden Geschossebenen bietet die „Rue“ hohe Aufenthaltsqualität und großzügige Einblicke in die Sporthallen. Im Westen führt der Ausgang der „Rue“ auf die „Tribüne“ unter dem knapp 19 m weit ausladenden Vordach über der Außenlaufbahn. Die Realisierung des Projektes erfolgt bei laufendem Betrieb in insgesamt drei Bauabschnitten, die bis 2023 abgeschlossen werden sollen.
Die mit Abstand größte Herausforderung des Projekts im Bereich des Ingenieurholzbaus stellten die Hohlkasten-Elemente der Auskragung des mächtigen Vordaches auf der Westseite des Gebäudekomplexes dar, das auf einer Länge von rund 150 m die 100-Meter-Laufbahn überdacht. So kragt das auf Pendelstützen gelagerte Vordach als dominierendes architektonisches Element 18,60 m weit über die Achse der Glasfassade aus und ist 9,30 m weit in das Gebäude zurückverankert.
Die 3,75 m breiten und knapp 28 m langen Hohlkasten-Elemente mit ihren jeweils 19 Tonnen Eigengewicht stützen sich auf nur vier Punkten ab: auf zwei Druck- und zwei Zugstützen. Dafür waren Querträger über die Elementbreite in den beiden Auflagerachsen erforderlich. Diese sammeln die Querkräfte der Längsträger ein und lasten diese alle 3,75 m auf den Pendelstützen ab. Die Art der Ausführung der Hohlkästen ermöglichte es, die Konstruktionshöhe der Dachelemente auf 1,60 m zu minimieren.
(Dipl. Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe)
Bauvorhaben:
TUM Campus im Olympiapark, D-80809 München
Bauweise:
Ingenieur-Holzbau
Bauzeit:
2017 bis 2020 / 2023 (je nach Bauabschnitt)
Baukosten: 163 Mio. Euro
Bruttogrundfläche: 42.200 m²
Nettoraumfläche: 37.900 m²
Bauherr:
Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliches Bauamt München 2, D-80539 München,
www.stbam2.bayern.de
Architektur:
ARGE Dietrich Untertrifaller, A-6900 Bregenz,
www.dietrich.untertrifaller.com,
Balliana Schubert Landschaftsarchitekten, CH-8045 Zürich
www.balliana-schubert.ch
Tragwerksplanung:
merz kley partner, A-6850 Dornbirn, www.mkp-ing.com
Ausführung:
Rubner Holzbau, D-86167 Augsburg, und A-3200 Ober-Grafendorf
www.rubner.com