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Dank vorgefertigter Holzelemente konnte das Seminargebäude – trotz Corona – in einer Bauzeit von nur 14 Monaten errichtet und damit zwei Monate früher als geplant von der Bundesimmobiliengesellschaft an die BOKU übergeben werden. (Foto: Hertha Hurnaus)
Das Ilse-Wallentin-Haus ist das erste Gebäude in klimafreundlicher Holzbauweise im Universitätsbereich der Stadt Wien. (Foto: Hertha Hurnaus)
Ein Niedrigenergiegebäude in Holzbauweise - dem Architekturbüro SWAP gelang es, das Nachhaltigkeits-Credo der BOKU in Architektur zu übersetzen. (Foto: Florian Voggeneder)
Ilse-Wallentin-Haus an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien

Nachhaltigkeit erforschen und leben

Angesichts von fast 150 Jahren Forschung und Lehre zum Thema Nachhaltigkeit legt die BOKU auch beim Bauen hohe Maßstäbe an. Entstanden ist ein Niedrigenergiegebäude in Holzbauweise, das mit 965 von 1000 möglichen Punkten den österreichischen „klimaaktiv“-Gold-Standard erreichte und zugleich als Vorbild für weitere Universitätsbauten dient.

„Holz ist aufgrund seiner ökologischen Bedeutung, seines Potenzials für die Bauwirtschaft und der architektonischen Möglichkeiten ein ganz besonderer Baustoff. Das Ilse-Wallentin-Haus ist ein sichtbarer Beweis: Innerhalb kurzer Zeit wurde hier ein klimaschonendes Universitätsgebäude errichtet, das sich perfekt in den Campus der BOKU rund um die Türkenschanze einfügt.“ 

Hans-Peter Weiss, CEO der Bundesimmobiliengesellschaft

Bezugsfertig nach 14 Monaten

Mit Ausnahme des betonierten Sockelgeschosses und des Betonkerns besteht das 3000 m² große quadratische Gebäude mit Bibliothek, Seminar- und Institutsräumen vollständig aus Holz. Stützen und Träger des viergeschossigen Holzskelettbaus sind in Fichten-Brettschichtholz ausgeführt, während für die Decken Fichten-Brettsperrholz zum Einsatz kam. Dass der Holzanteil aller in den Obergeschossen verbauten Materialen bei stattlichen 78 Prozent liegt, ist nicht zuletzt auf das komplett sichtbare Holztragwerk zurückzuführen. Dessen ausgewogenes Zusammenspiel mit den meist weißen Möblierungen, den Estrichböden und den Sichtbetonflächen des Kerns lässt eine angenehme Raumatmosphäre entstehen, die von Holz klar bestimmt, aber nicht unangenehm beherrscht wird. Raumprägend sind auch die offen geführten Installationen und die großflächigen Dreifachverglasungen. Letztere eröffnen vielfältige Blickbezüge zum alten Baumbestand des Grundstücks – umgekehrt fügt sich der in nur 14 Monaten Bauzeit errichtete Neubau dank der unbehandelten Lärchenholzfassade harmonisch in sein grünes Umfeld ein.

Eine weitere Besonderheit dieses Projekts war ein BIM-Modell, das den Bauherrn in den Planungsprozess integrierte und als 3D-Konstruktionsmodell zugleich die Grundlage zur Vorfertigung der Holzbauteile bildete. Hinzu kommt ein begleitendes Monitoring mithilfe von Sensoren, die während des Transports und der Bauphase unablässig Daten etwa über aktuelle Temperatur- und Feuchtigkeitswerte lieferten und so eine präzise Qualitätskontrolle ermöglichte. Die demontierbaren Sensoren werden an anderern Messpunkten auch heute noch genutzt, um wertvolle Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen zwischen der Holzkonstruktion und der Raumluftfeuchtigkeit zu sammeln. Die demontierbaren Sensoren werden an anderern Messpunkten auch heute noch genutzt, um wertvolle Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen zwischen der Holzkonstruktion und der Raumluftfeuchtigkeit zu sammeln.

(Roland Pawlitschko, München) 

„Alle 40 Sekunden wachsen in Österreich 40m3 Holz, was dem Bedarf für den Bau eines Einfamilienhauses entspricht. Die Forstwirtschaft arbeitet dabei nachhaltig: Es wird mehr aufgeforstet, als genützt. Im Holzbau sehen wir noch sehr viel Potential. Daher haben wir eine Holzbau-Offensive in der Höhe von 60 Mio. Euro auf den Weg gebracht. Damit wollen wir den Holzbau in den nächsten Jahren vor allem im öffentlichen Bereich auf die Überholspur bringen.“

Elisabeth Köstinger
Landwirtschaftsministerin (AT)

Projektdaten im Überblick:

BOKU – Bibliothek und Seminarzentrum

Bauherr:
BIG-Bundesimmobiliegesellschaft

Planer:
SWAP Architekten mit Delta Projektkonsult
architektur.swap-zt.com/

Statik:
Bollinger Grohmann
www.bollinger-grohmann.com

Holzbau: Lieb Bau Weiz
www.lieb.at/bau/

Brettsperrholz:
Stora Enso
www.storaenso.com/

Brettschichtholz: 
HASSLACHER Holding GmbH
www.hasslacher.com/

Quelle: Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)