Die oberste Priorität einer Feuerwehr liegt in der Rettung von Leben, die Verantwortung der Gemeinde in einer leistungsfähigen Feuerwehr. Diese und viele weitere Aspekte sollten berücksichtigt werden. Beim aufwendigen Vergabeverfahren der Stadt Wegberg setzte sich das Berliner Architekturbüro Scheidt Kasprusch durch. Der selbstbewusste Siegerentwurf sieht den Neubau der Feuerwache als Holzbau vor, der durch die Vereinigung von Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und nachhaltiger Architektur überzeugt.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde 2014 der Raumbedarf und die Beispielplanung für die neue Feuerwache ermittelt. Hierbei mussten neben den Belangen der zentralen Funktionen auch die rechtlichen Notwendigkeiten berücksichtigt werden, die bei dem Bau einer Feuerwehr vielen gesetzlichen Normen unterliegen.
Als Passivhaus konzipiert, steht bei der zweigeschossigen Feuerwache die nachhaltige Verwendung von Materialien und Ressourcen im Vordergrund. Wiederverwendbare und recycelbare Baumaterialien sowie energetisch optimierte Ausstattungen sind entscheidende Faktoren zur Sicherung eines hohen ökologischen Standards. Darüber hinaus wird die ökonomische Qualität zum großen Teil über wartungsarme Bauteile und Materialien sichergestellt.
Da sich das Gebäude in einem Erdbebengebiet befindet, muss es für diese Beanspruchung ausgesteift und bemessen werden. Eine Feuerwache wird in die Bedeutungskategorie IV eingeordnet, ein Bauwerk, dessen Unversehrtheit im Erdbebenfall von hoher Bedeutung für den Schutz der Allgemeinheit ist.
Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt hauptsächlich über Stahlbeton-Fertigteilwände. Die vorgefertigte Betonschalung wird vor Ort aufgestellt und mit Beton gefüllt. Diese Schalung dient dann als Auflager für die Holzbauteile. Die Holzunterzüge und die Decken werden darauf aufgelegt und angeschlossen.
Das vorgefertigte Holzdach kann auf die schräg zur Gebäudesüdseite abfallenden Wand aufgelegt und durch im Holz ausgebildete Schubnocken verbunden werden. Durch die Verzahnung des Holzes mit dem Beton wird so die Kraft übertragen. Die Planung hierfür ist sehr aufwändig, da jeder Auflagerpunkt genau definiert und in seiner Lage beschrieben sein muss.
Durch die vorhandene Planung mit Einsatz dieser Stahlbeton-Fertigteilwände und den Einsatz von Holzbetonverbunddecken muss bei diesem Projekt nur sehr wenig Betonschalung verbaut werden.
Für die Feuerwache wird hauptsächlich Konstruktionsvollholz eingesetzt, für einige Träger und Stützen kommt Brettschichtholz (GL24h) zum Einsatz. Außerdem wird für einige hochbelastete Bauteile BauBuche, sowie für die Randunterzüge auch Furnierschichtholz (Steico LVL XL) eingesetzt.
Bauherr:
Stadt Wegberg, Wegberg
Entwurf und Planung:
Scheidt Kasprusch Architekten, Berlin
Tragwerksplanung/ Brandschutz/Bauphysik:
PIRMIN JUNG Deutschland GmbH, Remagen
Realisierungswettbewerb 2018 · 1. Platz
Freiraumplanung: KuBuS Freiraumplanung · Berlin
Modellbau: HeGe Modellbau · Berlin
NF: 2.034 qm · BGF 2.700 qm · BRI 12.961 cbm
Fertigstellung: voraussichtlich 2021
Quelle:
Text: Britta Bach und Sascha Loor (PIRMIN JUNG)
Visualisierungen, Fotos & Pläne: Scheidt Kaspruch, PIRMIN JUNG