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Maggie’s Centre‘ in Hampstead bei London, das Krebshilfezentrum des Royal Free Hospitals erhielt eine Freiformfassade, die sich trichterförmig nach oben öffnet, um Grundfläche zu gewinnen. (Foto: Hufton+Crow)
Maggie’s Centre‘ in Hampstead bei London, das Krebshilfezentrum des Royal Free Hospitals erhielt eine Freiformfassade, die sich trichterförmig nach oben öffnet, um Grundfläche zu gewinnen. (Foto: Hufton+Crow)
Maggie’s Centre‘ in Hampstead bei London, das Krebshilfezentrum des Royal Free Hospitals erhielt eine Freiformfassade, die sich trichterförmig nach oben öffnet, um Grundfläche zu gewinnen. (Foto: Hufton+Crow)
Maggie’s Centre‘ in Hampstead bei London, das Krebshilfezentrum des Royal Free Hospitals erhielt eine Freiformfassade, die sich trichterförmig nach oben öffnet, um Grundfläche zu gewinnen. (Foto: Hufton+Crow)
Maggie’s Centre‘ in Hampstead bei London, das Krebshilfezentrum des Royal Free Hospitals erhielt eine Freiformfassade, die sich trichterförmig nach oben öffnet, um Grundfläche zu gewinnen. (Foto: Hufton+Crow)
Libeskind-Gebäude in Trichterform für mehr Fläche

Geschwungene Freiformfassade in Holz

Die geschwungene und nach außen geneigte Fassade des neuen ‚Maggie‘s Centre‘ in London besteht aus Holzelementen, die mit großformatigen Furnierschichtholz-Platten bekleidet sind. Freiformfassaden wie diese werden häufig in Beton, gerne in Sichtbeton gebaut. Hier fiel die Entscheidung hingegen für eine Fassade aus unterschiedlich gekrümmten Holzrahmenbau-Elementen, die an einer tragenden Stahlkonstruktion hängen.  Eine ungewöhnliche Materialwahl für ein ungewöhnliches Gebäude.

Fassade aus gekrümmten Holzrahmenbau-Elementen

Aus einer Vielzahl ebener Elemente eine gekrümmte Fassade herzustellen stellte eine wesentliche Herausforderung des Projektes dar. Die teils zweifach gebogenen, nach außen schräg gestellten Außenwände und die teilweise sehr engen Radien der gewünschten Gebäudegeometrie stellten eine Herausforderung der besonderen Art dar. Die ‚Übersetzung‘ des Architektur-Entwurfs in die Holzbaulösung erfolgte daher mit Hilfe eines parametrischen Computer-Modells. Als beste Lösung für die Fassadensegmente erwiesen sich Holzrahmenbau-Elemente mit einem 16 cm voll ausgedämmten Ständerwerk, einer außenseitigen Beplankung aus 3,9 cm Kerto-Furnierschichtholz und einer raumseitigen Beplankung aus 1,5 cm dicken OSB-Platten. Die Elemente sind zwar geschossweise getrennt, die vor den Elementen platzierten Kerto-Fassadenplatten hingegen laufen in der gesamten Gebäudehöhe durch. Die als Mehrzweck-Bauplatten beschriebenen 1,5 cm dicken Furnierschichtholzplatten gelten als besonders stabil bei geringem Gewicht, weshalb auch die Montage der bis zu 11 m langen und bis zu 1,6 m breiten Platten relativ gut auf der Baustelle zu handhaben war. Diese insgesamt 23 cm dicke Außenschale hängt an einer inneren, tragenden Stahlkonstruktion, dem Haupttragwerk, beziehungsweise sitzt vor einer gedämmten inneren Schale. So summiert sich der Querschnitt der Außenwand auf insgesamt 53 cm. Die Holzrahmenbau-Elemente stehen am Fußpunkt auf einer Betonplatte (Wandabschnitte A und D) oder auf Abstützmauern aus Beton (Abschnitte B und C) auf einer Holzschwelle beziehungsweise partiell in regelmäßigen Abständen auf Winkeln, um eine ausreichende Auflagerfläche zu bieten. Als formgebende Unterkonstruktion für den bauseitigen Trockenbau fungieren die an den Holzrahmenbau montierten horizontalen Kerto-Q-Ringbalken. Bezogen auf die Geometrie und die Statik handelt es sich bei den Ringbalken um die aufwändigsten Bauteile. Teilweise mussten sie blockverklebt und konturgefräst werden, um die gewünschten Querschnitte zu erhalten.

Übersicht der einzelnen Wandbereiche A bis H und deren Ausformungen. Wand C hat den kleinsten und größten Radius. In der Planung wurde der Umriss der organisch geformten Grundrissfigur in die vier sehr unterschiedlichen Außenwand-Abschnitte A bis D gegliedert. Jeder dieser Abschnitte bestand wiederum aus diversen unterschiedlich großen und auch unterschiedlich geformten Teilabschnitten. Allein die unterschiedlichen Fenstergrößen und -formen machten sehr unterschiedlich geformte Elemente notwendig. Zwischen diesen überwiegend opaken Außenwandflächen mit Fensteröffnungen sitzen die schmalen Außenwand-Abschnitte E, F, G und H mit überwiegend transparenten Flächen. (Visualisierung: Studio Libeskind, New York; Magma Architecture, Berlin)

Großformatige Kerto-Fassadenplatten für möglichst wenig Fugen

Um eine Fassade aus Holz mit möglichst wenig Fugen herstellen zu können, entschieden sich die Planer für den Einsatz der großformatigen Kerto-Fassadenplatten. Das fünflagige Furnierschichtholz Kerto Kate konnte die Anforderungen durch die zweiachsige Biegung und Beanspruchung sehr gut erfüllen und zudem an Biegeradien von teilweise kleiner 4 m angepasst werden.

Für eine möglichst unproblematische Montage wurden vereinfachte Anschlüsse an den Stahlbau gewählt: Die Holzrahmenbauwände konnten im Prinzip zwischen die horizontalen Riegel am Geschossauflager eingeschoben werden. Für eine einfache Konstruktion und Fertigung sorgte auch die Entscheidung, alle vertikalen Bauteile als gerade Standardquerschnitte zu fertigen, alle horizontalen Bauteile dagegen gebogen beziehungsweise freigeformt herzustellen.

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe

Die gekrümmten Holzrahmenbau-Elemente der Gebäudehülle wurden geschossweise vorgefertigt und über die horizontal gleich mitmontierten Kerto-Ringbalken an die Stahlkonstruktion angeschlossen. (Foto: ZÜBLIN Timber)
Die gekrümmten Holzrahmenbau-Elemente der Gebäudehülle wurden geschossweise vorgefertigt und über die horizontal gleich mitmontierten Kerto-Ringbalken an die Stahlkonstruktion angeschlossen. (Foto: ZÜBLIN Timber)
Die bis zu 11 m hohen Fassadenplatten wurden im Werk für den Transport und einen Teil des Montagevorgangs in einen Rahmen gespannt, horizontal angeliefert, in die Senkrechte gezogen, vom Rahmen gelöst, platziert und schließlich auf den Holzrahmenbau-Elementen fixiert. (Foto: ZÜBLIN Timber)
Detail Fassadenschnitt (Zeichnung: ZÜBLIN Timber)
Innenansicht mit Stahlkonstruktion und davor gesetzten gekrümmten und nach außen geneigten Holzrahmenbau-Elementen als Gebäudehülle (Foto: ZÜBLIN Timber)

Projektdaten im Überblick

Bauherr: Maggie’s Trust, Glasgow / Maggie’s Centres, London,
www.maggiescentres.org

Standort: Camden / Hampstead, London (GB)

Bauzeit: Mai 2022 bis April 2023

Architektur: Studio Libeskind (Lead design), 10038 New York, USA, www.libeskind.com, Magma Architecture, D-10969 Berlin,
https://www.magmaarchitecture.com

 

Tragwerksplanung: Expedition Engineering, London EC4Y oHP (GB), www.expedition.uk.com

Holzfassade: ZÜBLIN Timber GmbH, D-86551 Aichach,
www.zueblin-timber.com

Bauunternehmen: Sir Robert McAlpine Ltd, Hertfordshire

Stahlhersteller: William Hare (Stahlbauer) / ArcelorMittal (2/3 Material Stahl kostenfrei)