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Waldkirchs eleganter neuer Jünglingssteg, so der Name des Brückenersatzbaus über die Elz, überspannt 44 m und passt sich dabei farblich in die Umgebung ein. Die Überhöhung sorgt dafür, dass die Brücke optisch nicht durchhängt. (Foto: Olaf Herzog)
Waldkirchs eleganter neuer Jünglingssteg, so der Name des Brückenersatzbaus über die Elz, überspannt 44 m und passt sich dabei farblich in die Umgebung ein. Die Überhöhung sorgt dafür, dass die Brücke optisch nicht durchhängt. (Foto: Olaf Herzog)
Metamorphose einer Brücke

Holzfachwerkbrücke Waldkirch

Seit 2021 überspannt in der Stadt Waldkirch eine gedeckte Holzfachwerkbrücke den Fluss Elz und ersetzt damit den maroden Vorgängerbau. Als Gestaltungselement für die Architektur nutzten die Planer die Mittel des konstruktiven Holzschutzes.

Der alte „Jünglingssteg“, eine Stahlbrücke in Waldkirch im Schwarzwald, 15 km nordöstlich von Freiburg, führte über den Fluss Elz und hatte seine besten Zeiten hinter sich. Als Fachwerkbrücke konzipiert, ersetzt der neue Jünglingssteg – so der Name der Brücke – das baufällig gewordene Vorgängerbauwerk, lehnt sich aber an dessen Gestaltung an. Mit 3 m lichter Fahrbahnbreite ist er nun sogar doppelt so breit wie der Vorgängerbau und hat, anders als dieser, eine Überdachung. Der Gemeinderat hatte den Neubau erst im April 2021 beauftragt. Eigentlich wollte man eine schon länger geplante, geschwungene Stahlkonstruktion haben. Wegen mangelnder finanzieller Möglichkeiten ruhte die Planung aber. Den Brückenprüfern wurde nach zwei Jahren die Wartezeit zu lang und sie drängten auf einen Ersatzbau – zum Glück, da sonst die beliebte Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof hätte gesperrt werden müssen. Das Ergebnis einer daraufhin beauftragten Machbarkeitsstudie für eine Brücke aus verschiedensten Materialien, in der gleichzeitig auch die Ökobilanz der Varianten betrachtet wurde, sprach für eine Holzbrücke. Auf der Basis dieser Studie wählte der Gemeinderat für den neuen Steg die Holz-Variante aus und kehrte damit zum Material der Ursprungsbrücke zurück, die bis in die 1930er Jahre ein Holzbau war.

Konstruktion mit Mehrwert

Mit rund 44 m hat das neue Brückenbauwerk über die Elz eine durchaus beachtliche Spannweite. Das Haupttragwerk besteht aus zwei 3,45 m hohen Fachwerkbindern mit Ober- und Untergurten sowie Pfosten aus Brettschichtholz und Zugdiagonalen aus Stahl. Die Fachwerkkonstruktionen mit zwölf Feldern spannen im Achsabstand von rund 3,50 m von Widerlager zu Widerlager. Dabei bilden sechs Längsträger aus Fichten-Brettschichtholz, aufgelagert auf Stahl-Querträgern mit Stahlauskreuzungen als Windverbände, die Unterkonstruktion für den Fahrbahnbelag aus Lärchenholz-Bohlen. Um sicherzustellen, dass kein Wasser in eingefrästen Schlitzen für die Anschlussbleche der Pfosten- und Zugdiagonalen stehenbleibt, entschlossen sich die Ingenieure, die Untergurte zweiteilig auszuführen und die Anschlussbleche luftumspült dazwischen einzufügen.

So kann Wasser jederzeit nach unten ablaufen und die Fuge gegebenenfalls austrocken.


Zusammen mit den Windverbänden unter der Gehbahn sorgt ein liegendes Fachwerk aus Brettschichtholz-Querträgern und -Diagonalen in Obergurtebene für die Aussteifung der Gesamtkonstruktion. Die an den beiden Brückenenden angeordneten Portalrahmen aus Stahl leiten die Horizontalkräfte, etwa aus Wind auf die Brückenlängsseite, in die Widerlagerkonstruktion ab.

Überdachen ist der beste Holzschutz

Die Planung folgt dem Grundsatz, dass Brücken aus Holz nur dann dauerhaft sind, wenn der konstruktive Holzschutz von Beginn an berücksichtigt wird. Das heißt: Tragende Konstruktionsteile vor direkter Bewitterung schützen, am besten mit einer Überdachung, wie hier geschehen.
Um einen optimalen konstruktiven Holzschutz zu gewährleisten, erhielt das 3,84 m breite Bauwerk ein Satteldach und Geländer mit seitlicher Verschalung. Das Satteldach mit sichtbarer Dachkonstruktion wurde mit einer auf Fichtenholzschalung aufgebrachten Blecheindeckung abgedichtet.

 

So schützt das Dach die oben liegende horizontale Aussteifung sowie die seitlichen Fachwerke. Um die Tragstruktur kontrollieren zu können, haben die Planer sie überall einsehbar gestaltet.
Am 20. Dezember 2021 wurde die Brücke eröffnet. Für die Bürger von Waldkirch war nach einem halben Jahr Bauzeit die wichtige Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof damit wieder hergestellt. Und ein Hingucker im Stadtbild ist der Jünglingssteg allemal.
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe

 

Kein „Jüngling“ mehr: Der alte Stahlfachwerk-Steg war schmal und außerdem baufällig geworden. (Foto: Weiß Ingenieure)
Die überdachten Geh- und Radwegbrücke führt den Nutzer trocken über die Elz. Bei Sonne erscheint die offene Holzkonstruktion aus stehenden und liegenden Fachwerken besonders einladend. (Foto: Olaf Herzog)
Fachwerkträger mit „ungeteiltem“ Obergurt mit eingeschlitzten Anschlussblechen für Pfosten und Montagestöße (Foto: Weiß Ingenieure)
Der Untergurt hingegen ist zweiteilig konstruiert, damit er die Anschlussbleche aufnehmen kann. Zwischen die Längsträger wurden Leerrohre für Infrastruktur eingelegt. (Foto: Weiß Ingenieure)
Mit einem Spezialkran wird der 42 t wiegende Brückenkörper am 25. November 2021 als Ganzes in die Widerlager gehoben. (Foto: Weiß Ingenieure)

Projektdaten im Überblick:

Bauherr: Stadt Waldkirch, D-79183 Waldkirch, www.stadt-waldkirch.de
Kosten: 1.054.000 Euro (Gesamtherstellkosten), davon Holzbau: 400.000 Euro
Baujahr: 2021
Hauptauftragnehmer für alle Bauleistungen*): Karl Burger GmbH, Hoch-Tief- und Holzbau, D-79183 Waldkirch, www.karl-burger.de

Tragwerks- und Objektplanung konstruktiver Ingenierbau**): WBI Weiß Beratende Ingenieure GmbH, D-79111 Freiburg, www.weiss-ingenieure.de
Prüfstatik: Mohnke & Höss, D-79115 Freiburg, www.mh-bauingenieure.de
Holzbau und Montage: Holzbau Amann GmbH, D-79809 Weilheim-Bannholz, www.holzbau-amann.de

*) Bau der Widerlager, Sanierung der Ufermauern, Anpassung der Verkehrsflächen, Uferpromenade und Ufergeländer
**) Baugrunderkundungs-Gutachten und Gründungsberatung, topografische Bestandsaufnahme und Bauvermessung