Mit einem interdisziplinären Ansatz überzeugt die Konzeptstudie der Stuttgarter Holzbrücke mit einer materialgerechten Konstruktion, die Augenmerk auf die Frage des konstruktiven Holzschutzes legt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft, Planung und Ausführung im Rahmen eines intensiven Formfindungsprozesses wurde mit dem Deutschen Holzbaupreis 2017 Komponenten/ Konzepte gewürdigt.
Landschaftliche Konzeption
Die Stuttgarter Holzbrücke wurde für die interkommunale Gartenschau im 18 Kilometer langen Remstal entwickelt, an der sich im Jahr 1919 sechzehn Gemeinden aus drei Landkreisen beteiligen werden. Ein Rad- und Fußwegenetzes soll den Naturraum längs des Flusses erschließen und erfahrbar machen. An den Standorten Weinstadt, Schorndorf, Plüderhausen und Urbach sind insgesamt sechs Brücken nach dem Prinzip der „Stuttgarter Holzbrücke“ geplant, die in 2018 fertiggestellt werden sollen und zukünftig die Wegstrecken über den Fluss hinweg zu einem Kontinuum verbinden werden.
Expertenteam
Die Bezeichnung „Stuttgarter Holzbrücke“ geht auf die langjährige, enge Zusammenarbeit von Architekten, Ingenieuren und Unternehmen zurück: eine Stuttgarter Besonderheit mit internationaler Ausstrahlung. Renommierte Projekte wie der Stuttgarter Fernsehturm oder die Dachkonstruktion des Münchener Olympiastadions wie auch klingende Namen wie die Ingenieure Fritz Leonhardt und Jörg Schlaich stehen für diese Arbeitsweise.
Brücke mit massivem Vollholzquerschnitt
Dieses Modell stand Pate für die beispielhafte interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten, Ingenieuren, Forschern und spezialisierten Firmen aus Stuttgart an dieser Holzkonstruktion. Die Konzeption entwickelte sich aus dem Projekt „integrale Holzbrücke“ auf das Jahr 2004 heraus, als Knippers Helbig Ingenieure und Cheret Bozic Architekten für den Brückenwettbewerb in Arnsberg/NRW erstmals ein Bauwerk mit massivem Vollholzquerschnitt vorschlugen. Bis zum Jahr 2015 wurde Entwicklung der neuartigen „integralen Massivholzbrücke“ bis zur Markreife weiterentwickelt.
Der massive Vollholzquerschnitt besteht aus Brettschichtholz aus unterschiedlichen Sortierklassen. Die statisch hochbeanspruchten Randlagen sind in höheren Sortierklassen ausgeführt, während für die mittleren Bereiche niedrigere Sortierklassen ausreichen. Verankerte Stahlrippenstäbe sind als Verbindungsmittel im Stahlbeton verankert und parallel zur Holzfaser im BSH eingeklebt.
Konstruktiver Holzschutz
Die Geh- und Fahrbahnebene liegt über einem frei belüfteten Querschnitt auf dem hölzernen Brückenkörper und schützt diesen wie ein Dach vor Witterungseinflüssen. Eine diffusionsoffene Abdichtung oder eine hinterlüftete Blechabdeckung schützen die BSH-Konstruktion zusätzlich. Als Oberbelag sind Materialien wie eine Asphaltdecke, Beläge aus Holzbohlen oder Natursteinplatten angedacht, die als Verschleißschicht immer wieder leicht ausgetauscht werden können.
Bauherr:
Gemeinde Urbach (1 Brücke: Urbacher Mitte) und Gemeinde Weinstadt (2 Brücken: Birkelspitze und Großheppach)
Architekten und Tragwerksplaner:
Arbeitsgemeinschaft Stuttgarter Holzbrücke: Cheret Bozic Architekten, Stuttgart; Knippers Helbig Ingenieure, Stuttgart
MPA Stuttgart und Schaffitzel Holzindustrie
Holzbau:
Ausführung: Schaffitzel Holzindustrie, Schwäbisch Hall
beratend: Ingenieurbüro Miebach, Lohmar
Förderer:
Clusterbeirat Holz als dem beratenden Gremium des
Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg
Die Webseite Ingenieurholzbau.de informiert über die Herstellung und das Bauen mit geklebten konstruktiven Vollholzprodukten wie Brettschichtholz (BS-Holz), Brettsperrholz (X-Lam oder BSP-Holz), Balkenschichtholz (Duobalken® oder Triobalken®) und Furnierschichtholz.