ACMS Architekten aus Wuppertal haben in Bochum 258 Wohnplätze für Studierende und Auszubildende in elementierter Holzhybridbauweise im Passivhausstandard fertiggestellt. Im Vordergrund standen hierbei die Reduktion von Baukosten, Bauzeiten und eine möglichst variable Nachnutzung. Auf dem ehemaligen Bergbaugelände ist hochwertiger, attraktiver und langfristig nutzbarer Wohnraum bei engem Budget und minimiertem Flächenbedarf entstanden.
Das Wohnheim entstand mit Unterstützung des Förderprogramms „Variowohnen“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau. Durch das Förderprogramm soll der Wohnungsmarkt in Ballungsgebieten entspannt werden und bezahlbarer Wohnraum für Studierende, Auszubildende, Senioren und Flüchtlinge entstehen. Hierfür sind nutzunsgneutrale Wohnungen mit geringer Warmmiete notwendig. Mit dem Programm sollen architektonische, bauliche und technische Innovationen erprobt, begleitet und ausgewertet werden.
Mit den entstandenen Neubauten in unmittelbarer Nähe zur Ruhruniversität Bochum wurde ein ehemaliges Bergbaugelände revitalisiert. Die insgesamt 258 Wohnplätze für Studierende bestehen aus Einzelapartments sowie Zweier- und Vierer-Wohngemeinschaften. Neben hausweisen Gemeinschaftsräumen gibt es auf jeder Wohnetage zusätzliche Gemeinschaftsräume, die den Studenten sowohl Privatheit als auch soziale Interaktion möglich machen. Durch die drei L-förmigen Gebäude haben die Architekten trotz der angrenzenden vierspurigen Straße ruhige und gut besonnte Wohninnenhöfe geschaffen.
Das gesamte Gebäude wurde als Baukastensystem entwickelt und besteht zu einem großen Teil aus verschiedenen vorgefertigten Elementen. Für den Rohbau setzten die Architekten ein Hybridsystem aus Beton-Fertigteilstützen, flächenbündigen Stahlunterzügen und weit spannenden Spannbetonhohldielen ein. Die Außenwandelemente wurden raumsparend und hochwärmedämmend in Holztafelbauweise mit besonders hohem Vorfertigungsgrad konzipiert. Neben den Fenstern und der kompletten Fassadenbekleidung wurden auch die notwendigen Einbauten für die dezentrale Lüftungsanlage bereits werksseitig ausgeführt. Dieser Wandaufbau ist bei geringerer Bauteildicke kostengünstiger als ein vergleichbarer Massivbau und reduziert die CO2-Bilanz erheblich. Die eingesparte CO2-Menge entspricht dem Ausstoß, der durch die Beheizung der Gebäude mit Gas in 100 Jahren entstehen würde. Die Gebäude sind Tatsächlich an die Fernwärme angeschlossen.
Durch die komplette Vorfertigung konnten pro Tag bis zu 450 m² Fassadenelemente aufgebracht werden. Damit wurde jeder der drei Baukörper binnen drei Wochen mit einer dichten Gebäudehülle versehen.
Rubner Holzbau übernahm auf Basis der Architektenpläne die Werkplanung und die Arbeitsvorbereitung der Elemente. Aus Sicht des Holzbauunternehmens, welches hierfür den Auftrag im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung erhielt, lief die Zusammenarbeit mit ACMS Architekten optimal:
"Beide Seiten hatten das gleiche Verständnis für das Thema Vorfertigung, für uns war das ein Best-Practice-Beispiel," äußerte sich Andreas Fischer, Geschäftsführer der Rubner Holzbau GmbH in Augsburg.
Projekt:
Variowohnen Bochum
Bauherr:
Akademisches Förderungswerk, Anstalt des öffentlichen Rechts, Bochum
Architekten:
ACMS Architekten GmbH, Wuppertal
Fertigstellung:
2019
Konstruktion:
Holz-Hybridbau
Holzbau:
Rubner Holzbau GmbH, Augsburg
Fotos:
Sigurd Steinprinz, Düsseldorf