Im Berliner Parlamentsviertel hat die Montage der Holzmodule für ein neues Bürogebäude des Deutschen Bundestages begonnen. Der unter der Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) entstehende Neubau wird fast vollständig aus nachhaltig produzierten Vollholz-Elementen in Holzmodulbauweise bestehen. Seit Anfang April werden täglich sechs der insgesamt 456 Module gestapelt und montiert, vorletzte Woche wurde das 100. gesetzt. Nach aktueller Planung sollen die letzten Module im August 2021 vor Ort montiert sein, so dass das Gebäude bis Ende des Jahres vom BBR fertiggestellt an den Deutschen Bundestag zur Nutzung übergeben werden kann.
BBR-Präsidentin Petra Wesseler
In engem Austausch mit dem BBR setzen die Unternehmen Kaufmann Bausysteme (Reuthe, Österreich) und PRIMUS developments (Hamburg) das Projekt gemeinschaftlich als Auftragnehmer um. Seit Januar 2021 finden auf der Baustelle westlich der Luisenstraße in Berlin-Mitte die Stahlbeton-Arbeiten am Erdgeschoss und an der sogenannten Mittelspange des Gebäudes statt. Parallel zum Massivbau werden die Holzmodule in einem Werk in Berlin-Köpenick vorgefertigt. Produziert werden sie nur wenige Kilometer entfernt von der Baustelle im Fertigungswerk in Berlin Köpenick: Jedes der rund sieben Tonnen schweren und vorinstallierten Holzmodule wird im Laufe von zwei Tagen an 20 Stationen entlang der Produktionsstraße gefertigt und paarweise per LKW auf die Baustelle transportiert. Aktuell werden pro Werktag sechs Module fertiggestellt und auf der Baustelle montiert. Ein Modul kann eine Montagestation erst passieren, wenn es durch einen Check aller Arbeitsschritte freigeben wurde - Digitalisierung sei Dank. Digitales Planen (BIM) wird bis zum letzten Schritt erfahrbar: Jedes Modul trägt einen QR-Code hinterlegt mit Fotos aller Arbeitsschritte als Dokumentation für Qualitätskontrolle und Revision. Jenseits der Technik ist für die Präzisionsarbeit ein eingespieltes und versiertes Team aus erfahrenen Holzmodulbau-Experten aus dem Vorarlberg in Österreich sowie Handwerkern aus der Region verantwortlich. Coronabedingt sind darunter zum Teil auch Messebauer, die viel Erfahrung in Montage und Leichtbau haben und es gewohnt sind, schnell und präzise zu arbeiten. Die Modulbauweise ermöglicht ein weitgehend wetterunabhängiges, schnelles Bauen.
Zum Nachhaltigkeitsansatz des Auftragnehmers zählt neben der Vermeidung langer Lieferwege und dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe auch das freiwillige Nachpflanzen der für die Modulproduktion benötigten Bäume (sogenanntes Wood Cycle-Konzept).
Für den Parlamentarischen Staatssekretär Volkmar Vogel bestätigen der zügige Planungsvorlauf und der rasche Baufortschritt die besondere Herangehensweise an dieses Projekt:
Für den Entwurf des Modul-Neubaus zeichnet das Architekturbüro sauerbruch hutton verantwortlich. Nach dessen Plänen entsteht ein Bürogebäude mit sieben Vollgeschossen sowie einem kleineren Technikgeschoss (sogenanntes Staffelgeschoss). Der H-förmige Grundriss lässt nach Süden einen Vorplatz entstehen; der Bereich zwischen den nördlichen Gebäudeflügeln wird durch eine Glasfassade zur angrenzenden S-Bahntrasse abgeschlossen. Das Gebäude wird rund 400 Büroeinheiten sowie Besprechungsräume enthalten.
Modulbau für den Deutschen Bundestag
Bauherr:
Deutscher Bundestag
vertreten durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat dieses vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Nutzer:
Deutscher Bundestag
Projektmanagement
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat BB I 4
Generalübernehmer / Generalunternehmer:
Kaufmann Bausysteme mit Primus Developments
Projektsteuerung:
Domann Consulting Engineers GmbH
Architektur:
sauerbruch hutton Gesellschaft von Architekten mbH
Auftrag Deutscher Bundestag: 01/2020
Abschluss zweistufiges Vergabeverfahren / Zuschlag an den Auftragnehmer: 05/2020
Teil-Baugenehmigung für Gründung und Bodenplatte: 09/2020
Beginn Gründungsarbeiten: 10/2020
Baugenehmigung: 12/2020
Baubeginn Hochbau: 01/2021
Produktionsbeginn Module: 03/2021
Beginn Modulmontage: 04/2021
Geplante Fertigstellung: 12/2021
Gesamtkosten*: 70 Millionen Euro
Bruttogrundfläche: rund 17.100 Quadratmeter
Nutzfläche: rund 9.200 Quadratmeter
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
* Stand der haushaltsrechtlich anerkannten Kosten einschließlich der Honorare