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Aufgrund der riesigen überdachten Fläche bezeichnen die Architekten den ehemaligen Güterbahnhof als eine "Stadt, in der es nie regnet". (Filip Dujardin| © Neutelings Riedijk Architects)
Mit einer Fläche von 45 000 m², 270 m in der Länge und 140 m in der Breite war der Gebäudekomplex an der Rue Picard einst Europas größten Güterbahnhof. (Filip Dujardin| © Neutelings Riedijk Architects)
Zwölf mehrgeschossige Pavillons aus Brettsperrholz

Gare Maritime in Brüssel:
Elegantes Ensemble aus Holz und Stahl

Unter dem Dach des ehemaligen Güterbahnhofs nördlich der Innenstadt Brüssels entstand ein neuer Einkaufs-, Gastronomie- und Veranstaltungskomplex. Zwölf frei eingestellte reine Holzbauten mit insgesamt 45.000 m² Fläche spielen dabei die Hauptrolle – ohne dem liebevoll restaurierten Industriedenkmal die Schau zu stehlen.

Die Umwandlung vom ehemals größten Güterbahnhof Europas in einen Büro-, Einkaufs-, Gastronomie- und Veranstaltungskomplex erfolgte innerhalb von 14 Monate Bauzeit (Foto: Filip Dujardin| © Neutelings Riedijk Architects)
Die innere Verwandlung der Hallen (© Neutelings Riedijk Architects)
Die Zeichnung zeigt die sieben miteinander verbundenen Hallen. (© Neutelings Riedijk Architects)

Umwandlung eines historischen Bahnhofgebäudes

Der Gare Maritime setzt sich aus drei 1907 als filigrane Stahlkonstruktion fertiggestellten Hallen zusammen, die gemeinsam mit vier flankierenden Nebenhallen einen durchgängigen, 140 x 280 m großen und dank großflächiger Oberlichter auch lichtdurchfluteten Raum ausbilden. Oberstes Ziel der Umbaumaßnahme war es, den einzigartigen Charakter dieses Raumkontinuums zu erhalten. Also konzipierte das Büro Neutelings Riedijk Architects insgesamt zwölf freistehende Holz-Pavillons, die es an den Rändern platzierte, um in der Mitte eine riesige, teils begrünte Freifläche schaffen zu können.

Hinsichtlich ihres Tragwerks sind die jeweils fünf Pavillons, die sich in den beiden seitlichen Haupthallen aneinanderreihen, sowohl zur historischen Stahlkonstruktion als auch zu den Nachbarpavillons vollkommen eigenständig. Untereinander sind sie lediglich über scherenförmige Treppenanlagen verbunden. Jeder Pavillon verfügt über einen aussteifenden Erschließungskern aus Brettsperrholzwänden. Darum herum entstand ein Holz-Skelettbau mit Stützen aus Brettschichtholz sowie Decken aus Brettschichtholzträgern und Brettsperrholzplatten.

Um in den Obergeschossen unter den 24 m hohen Hallendächern frei bespielbare, weitgehend stützenfreie Bereiche zu ermöglichen, kamen konisch zugeschnittene Kragträger zum Einsatz. Aufgrund der hohen statischen Belastung sind sie in Furnierschichtholz ausgeführt, wobei deren Oberflächen im Sinne eines homogenen Gesamterscheinungsbilds der Konstruktion mit Dreischichtplatten bekleidet sind.

Während alle zum Tragwerk gehörenden Bauteile konsequent aus unbehandeltem Fichtenholz bestehen, sind sämtliche Fassaden- und Fensterelemente, Fußböden, Geländer etc. in geölter Eiche ausgeführt. Die klare Entscheidung für nur zwei Holzarten macht nicht nur den tektonischen Aufbau der Pavillons nachvollziehbar, sie unterstreicht auch die respektvolle gestalterische Zurückhaltung, mit der sich die Holzbauten perfekt in die ehrwürdigen Bahnhofshallen einfügen. 

(Roland Pawlitschko, München) 

Die konisch zugeschnittenen Kragträger aus Furnierschichtholz sind im Sinne eines homogenen Gesamterscheinungsbilds mit Dreischichtplatten bekleidet. (Foto: Filip Dujardin| © Neutelings Riedijk Architects)
Durch den Einsatz einer exakten BIM-Entwurfs- und -Planungsmethode wurde die problemlose Bewältigung der komplexen Aufgabe möglich. (Foto: Filip Dujardin| © Neutelings Riedijk Architects)
Durch den Einsatz von Brettsperrholzbauteilen konnte die Bauzeit auf gut ein Jahr reduziert werden. Sämtliche Elemente wurden als Trockenbauteile vorgefertigt und vor Ort nur noch montiert. (Foto: Filip Dujardin| © Neutelings Riedijk Architects)
Der Brüsseler Gare Maritime wurde mit dem niederländischen ARC20 Architectuur Award ausgezeichnet. (Foto: Filip Dujardin| © Neutelings Riedijk Architects)

Gare Maritime in Brüssel Zeitraffer (1:17) - ZÜBLIN Timber

Projektdaten im Überblick:

Ort: Brüssel, Belgien

Baujahr:
9/2018–11/2019 (Holzbau)

Fertigstellung: 2020

Architekt:
NEUTELINGS RIEDIJK ARCHITECTS, Rotterdam
www.neutelings-riedijk.com

Ingenieur:
Ney & Partners, Brüssel
https://ney.partners/

Investor:
Extensa Group, Brüssel

Auftraggeber:
CFE Bouw Vlaanderen nv, Antwerpen

Planung, Herstellung und Montage der Holzkonstruktion: 
ZÜBLIN Timber GmbH
www.zueblin-timber.com/

Verwendete Produkte:
Brettschichtholz, Brettsperrholz sowie (Kerto-)Furnierschichtholz

Materialverwendung: 
3030 m3 BSH, 6020 m3 BSP, 135 m3 Fichten-Furnierschichtholz

Nutzfläche: 45.000 m2

Baukosten: 
60 Mio. €; 12,1 Mio. € davon für den Holzbau