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Montage der Raummodule. Pro Tag wurden bis zu zwölf Stück montiert. (Bildquelle: Derix-Gruppe)
In die Süd- und Ostfassade sind PV-Paneele integriert. Sie sind Teil des Loggia-Designs. (Bildquelle: Derix-Gruppe)
Das neue Hotel Jakarta in Amsterdam steht auf Java Island, dem ehemaligen Schiffsanlegesteg nach Java. Die Architektur des bis zu neun Geschosse hohen Holz-Beton-Hybridbaus mit seiner transparenten Glasfassade ist durchaus spektakulär. Das terrassierte Sockelgeschoss bietet auch der Öffentlichkeit Gelegenheit, die Angebote des Hotels wahrzunehmen. (Bildquelle: Derix-Gruppe)

Hotel Jakarta, Amsterdam

Hybrider Holzmodulbau

Das neue Hotel Jakarta ist ein Hybridbau aus Stahlbeton, Massivholz und Glas. Die kurze Montage und schnelle Bauzeit sind vor allem den Raum-Modulen aus Holz zu verdanken. Entstanden ist ein Mischbau, der das Schöne mit dem Nützlichen verbindet.

Nach 26 Monaten Bauzeit hat im Juni 2018 das Vier-Sterne-Hotel Jakarta in Amsterdam seine Pforten geöffnet. Es erhebt sich in Form eines Kuchenstücks mit bis zu neun Geschossen an der Spitze von Java Island und steht symbolisch für die historische maritime Verbindung mit Java. An diesem Kai kamen bis Mitte des 20. Jahrhunderts Einwanderer aus Indonesien an. Das Hotel ist ein Hybridbau aus Stahlbeton und Holz. Der Grundriss nimmt die Form der Insel auf und ist entsprechend dreieckig. Das Erdgeschoss bietet eine große Freifläche mit zentralem Atrium. Der erste Stock beherbergt Multifunktionsräume. Im obersten Stockwerk befindet sich die Skybar und bietet einen Panoramablick auf den Fluss IJ.

Statisches Rückgrat stützt zwei Tragstrukturen

Das dreiecksförmige Gebäude vereint zwei Haupttragstrukturen: Einen Stahlbeton-Skelettbau und eine wabenähnliche Struktur aus Raummodulen in Holzmassivbauweise. Dabei entwickelt sich das an der wasserzugewandten Seite knapp 100 m lange Bauwerk von einem Stahlbeton-Sockelgeschoss aus in die Höhe. Drei Stahlbeton-Erschließungstürme mit Treppenhaus und Aufzug bilden das statische Rückgrat des Gebäudes. Sie wirken wie ins Fundament eingespannte Kragarme. An ihnen lehnt sich die Tragstruktur des gesamten Gebäudes an – sowohl der Stahlbetonskelettbau als auch der Holzbau aus gereihten und gestapelten Raummodulen.

Zimmer in Holzmodulbauweise

Für 176 der 200 luxuriösen Hotelzimmer und Suiten im Boutique-Stil wählten die Architekten 30 m² große, vorgefertigte Raummodule in Hybridbauweise aus Stahlbeton und Brettsperrholz (BSP).

Die Raummodule sind 10,10 m lang, 3,46 m breit und 2,88 m hoch. Sie bestehen aus einer Stahlbeton-Bodenplatte inklusive Betonkern-Aktivierung zum Heizen und Kühlen, 14 cm dicken BSP-Wänden und 10 cm dicken BSP-Decken-Elementen. Die Entwässerungs- und Installationsleitungen sind ab Werk Bestandteil jedes Moduls. Zur Leitungsführung wurden die Innenwandseiten entsprechend ausgefräst. Die Leitungen verschwinden später hinter einer Decklage aus Weißtanne.

Die Raummodule erhielten einen überdachten Außenraum (Loggia), der als bauliche Verschattung fungiert, aber auch als Innenbalkon dient. Dieser entsteht indem die stirnseitige Verglasung mit Schiebeelement um einen Meter zurückgesetzt wird. Der Innenbalkon kann komplett mit Glas verschlossen werden, wodurch ein zusätzlicher Wärmepuffer bzw. ein Puffer gegen Schallimmissionen (Schalleintrag von außen) entsteht. Dieser Glasvorhang der Balkone schützt zudem vor rauen Winden bei exponierten Standorten an offenen Gewässern.

Montage der Raummodule. Pro Tag wurden bis zu zwölf Stück montiert. (Bildquelle: Derix-Gruppe)
Exaktes Platzieren der Raum-Module mit Hilfe von Stahldornen (unteres Modul) und Löchern (oberes Modul), die beim Ablassen ineinander greifen. (Bildquelle: Derix-Gruppe)

Vom Werk zur Baustelle und direkt montiert

Die Dimensionierung, Werkplanung sowie der Abbund der 2.100 m³ BSP-Elemente erfolgte bei Derix in Niederkrüchten. Von dort gingen die Holzbausätze ins Werk von Ursem Modulaire Bouwsysteme nach Wognum in den Niederlanden, wo sie zu fix-fertigen Modulen samt Bädern zusammengebaut wurden. Nach dem Transport zur nahe gelegenen Baustelle hat man sie sofort per Kran an Ort und Stelle gehoben. Das heißt, auf dem Stahlbeton-Sockelgeschoss aneinander gereiht und bis zu acht Stockwerke hoch gestapelt. Dabei liegt das achte Geschoss auf einer Höhe von 30 m über den Kais von Java Island.

Langlebigkeit als Maßstab für nachhaltiges Bauen

Alle Materialien sind laut Bauherrn so hochwertig und langlebig, dass die Oberflächen der Wände und Decken ohne weitere Beschichtungen oder Beplankungen auskommen, und so das Massivholz sichtbar bleibt. Nicht recycelbare Ausbaumaterialien wurden kaum eingesetzt; fast alle Elemente können nach einer Demontage wiederverwendet werden.

Das Hotel ist als energieneutrales Gebäude eingestuft. Mit dem BREEAM Excellent Zertifikat soll es sogar das nachhaltigste Hotel der Niederlande sein.

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe

Die Zimmer werden über Laubengänge erschlossen, die zum zentralen Innenhof ausgerichtet sind. Diesen überspannt eine Holzkonstruktion mit Glasdach. (Bildquelle: Derix-Gruppe)
Raum-Module nach Fertigstellung mit Sichtoberflächen aus Weißtanne. (Bildquelle: Derix-Gruppe)
Das Dach der Skybar besteht aus dreischichtigem Glas. Fassade und Dach sind über eine sehr dezente Glas-auf-Glas-Verbindung miteinander verbunden, so dass die innere Pfosten-Riegel-Vorhangfassade aus Brettschichtholz durchgängig sichtbar ist. (Bildquelle: Derix-Gruppe)

Projektdaten im Überblick

Bauvorhaben:               
Hotel Jakarta in Amsterdam/Niederlande,
Javakade 766 auf Java Island

Bauweise:                     
Hybridbau aus Stahlbeton, Glas und Holzmodulen
aus Brettsperrholz(BSP)-Elementen

Fertigstellung: 
2018

Baukosten:           
30 Mio. Euro

Nutzfläche:                    
16.500 m²

Bauherr:                         
WestCord-Hotels
NL-Amsterdam

Generalunternehmer:  
Bouwbedrijf M.J. de Nijs en Zonen B.V.,
NL-Warmenhuizen

Architektur:                    
SeARCH Architects, NL-Amsterdam,

Tragwerksplanung:      
Pieters Bouwtechniek, NL-Amsterdam

Werkplanung, Abbund und Lieferung BSP-Elemente:
W. u. J. Derix GmbH & Co.
D-Niederkrüchten

Vorfertigung/Montage:
Ursem Modulaire Bouwsysteme B.V.,
NL-Wognum