Logistikzentrum Lütvogt (Foto: Schaffitzel Holzindustrie / Architekturfotografie Steffen Spitzner)
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Die Brettschichtholz-Konstruktion aus heimischer Fichte dient als dauerhafter CO2-Speicher. Die komplette Dachfläche ist als Biodiversitäts-Gründach angelegt und dient zur Erhaltung der regionaltypischen Artenvielfalt - wissenschaftlich begleitet von der Hochschule Osnabrück. (Foto: Schaffitzel Holzindustrie / Architekturfotografie Steffen Spitzner)
Eine aus Holz gefügte Arche für Artenvielfalt

Deutschlands größtes Biodiversitätsdach: Logistikzentrum Lütvogt

Das neue Logistikzentrum des norddeutschen Familienunternehmens Friedrich Lütvogt bei Wagenfeld folgt ökologischen Wertmaßstäben mit aller Konsequenz: Der Mineralbrunnen-Betreiber der Auburg Quelle und Getränke-Fachgroßhändler hat es so nachhaltig wie nur möglich bauen lassen.

Ökologisches Gesamtkonzept

In den zahlreichen Details der Bauausführung wurde stets diejenige Variante gewählt, die der Umwelt so wenig wie möglich schadet und sich so gut wie möglich in die ländliche Umgebung einfügt. Dirk Lütvogt, Geschäftsführer in der 4. Generation, hat sich viel beschäftigt mit Themen wie Artensterben, Klimawandel, Flächenverbrauch und Landschaftspflege. Als Bauherr hat er sich Gedanken gemacht, wie er seine Überzeugungen anhand eines nachhaltigen Gewerbebaus in die Praxis umsetzen kann.

Das Ergebnis ist eine absolut durchdachte Halle, die auf einzigartige, wunderbar natürliche Art eine gesamte Lebensphilosophie zum Ausdruck bringt. Gebaut wurde nicht ein simples Logistikzentrum. Es entstand ein Bauwerk als ökologisches Gesamtkonzept. Passend dazu wurden das Hallentragwerk, die Gebäudehülle und der Bürotrakt als kompletter Holzbau errichtet. Eine zentrale Herausforderung bezüglich des großdimensionierten Hallentragwerks war der Wunsch des Bauherrn, zum freien Warenverkehr möglichst wenige Stützen einzusetzen.

Eine beispielhafte Gewerbehalle, die viel mehr als einen rein pragmatischen Nutzen erfüllt. Trotz der wuchtigen Erscheinung schafften es die Architekten, dass sich der Neubau durch die hölzerne und begrünte Fassade geschickt an die ländliche Umgebung annähert. (Foto: Schaffitzel Holzindustrie / Architekturfotografie Steffen Spitzner)
Ein großdimensioniertes Hallentragwerk aus Brettschichtholz mit möglichst wenig Stützen. Aufgrund der Zufriedenheit der letzten Halle mit einem Holztragwerk entschied sich die Firma Lütvogt wieder für einen Holzbau in Zusammenarbeit mit Schaffitzel Holzindustrie.(Foto: Schaffitzel Holzindustrie / Architekturfotografie Steffen Spitzner)

Weitestgehend stützenfrei

Die Halle wurde in drei Bauabschnitte unterteilt: Ein zentrales 20 m breites Wareneingangszentrum gibt Zugang zu zwei symmetrisch angeordneten Werkhallen (je 58 x 77 x 12 m). In diesen beiden Hallen konnten die Stützen auf nur jeweils zwei Stahlbeton-Innenstützen reduziert werden. Dies gelang, indem man je Halle drei blockverklebte, 80 mm überhöhte Zangenunterzüge mit 2,16 x 0,40 x 25,5 m einzog, die die Dachlasten aufnehmen und in die Stützen ableiten. Die Unterzüge wurden mittels Bolzenverbindungen an den Stahlbeton-Innenstützen befestigt. Mit dieser Konstruktion gelang es, eine große stützenfreie Spannweite für hohe Belastungen mit blockverklebten BSH-Elementen zu realisieren.

 

Ein weiteres Highlight der Halle ist das Dach. Das Logistikzentrum soll nicht nur umweltschonend sein, sondern es soll die Artenvielfalt durch das mit 10.300 m² Fläche zurzeit größte Bio-Diversitätsdach Deutschlands sogar aktiv fördern. In Kooperation mit der Hochschule Osnabrück hat man sich dazu entschieden, auf dem Dach „Nordwestdeutschen Sandtrockenrasen“ auszusähen, der zahlreichen bedrohten Vogel- und Insektenarten Lebensraum bietet. Gleichzeitig erhöht er die Lebensdauer des Daches, schafft durch die Aufnahme und Verdunstung von Wasser ein Mikroklima, wirkt wie ein Luftfilter und hilft als Kälte- und Wärmeschutz bei der Energie-Einsparung.

"Wie baut man in Zeiten von Flächenfraß, Artensterben und Klimawandel ein umweltfreundliches Lager? Die Antwort auf diese Frage ist schwierig, denn eine neue Halle auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern ist nicht umweltfreundlich. Sie verbraucht Fläche und Ressourcen. Sie verdrängt Boden, Fauna und Flora. Sie verändert das Bild der Landschaft. Das ist der Grund, warum unser neues Warenlager, wenn überhaupt, nur so gebaut werden konnte. Es sollte alles unternommen werden, um diesen Eingriff so behutsam wie möglich zu gestalten.

Wir haben uns für das Maximum an Nachhaltigkeit entschieden. Und darüber hinaus soll unser neues Lager ein Leuchtturmprojekt für den Schutz der Artenvielfalt sein. Wie eine große, aus Holz gefügte Arche treibt es in der Landschaft. Was in der kindlichen Vorstellung von Noah und der Sintflut die Elefanten, Giraffen und Löwen, sind bei uns Falter, Feldlerchen und Fledermäuse. Natürlich retten wir damit nicht die Welt. Aber es entsteht ein wertvolles Trittstein-Biotop, das hoffentlich Nachahmer findet."

Dirk Lütvogt, Geschäftsführer 
Friedrich Lütvogt GmbH & Co. KG
Mineralbrunnenbetrieb Auburg-Quelle

Projektdaten im Überblick:

Bauherr:                   
Friedrich Lütvogt GmbH & Co. KG
Dirk Lütvogt, Wagenfeld

Architekt:
Rolf Ostermeyer, Hannover

Tragwerksplanung:
Schaffitzel Holzindustrie

Holzbau:                  
Schaffitzel Holzindustrie

Baujahr: 2019

Maße:
10.300 m² große Lagerhallen

Konstruktion: 
10.300 m² großes Logistikzentrum, 25,5 m stützenfreie blockverklebte BSH-Überspannungen, Lärchenholzfassade
mit Bio-Diversitätsdach

Leistungsumfang:  
Fachplanung Hallentragwerk, Herstellung,
Vorfertigung und Lieferung des Holztragwerks

Weitere Projektbeteiligte: 
Zimmerei Hoffmeister, Lammspringe
www.zimmerei-hoffmeister.de

Zimmerei Dietzmann, Wagenfeld
www.dietzmann-zimmerei.de

Auszeichnung/Preise:
Würdigung Niedersächsischer Holzbaupreises 2020

Quelle:
Schaffitzel Holzindustrie, Schwäbisch Hall 
www.Schaffitzel.de

Fotos: 
Architekturfotografie Steffen Spitzner, Gera
www.steffenspitzner.de