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Wohnquartier Prinz-Eugen-Park in München

Ökologische Mustersiedlung
mit wegweisenden Wohnhäusern in Holzbauweise

Die acht neuen Projekte in Holz- und Holz-Hybridbauweise im Prinz-Eugen-Park gelten aktuell als Deutschlands größtes zusammenhängendes Holzbauprojekt. Sie zeigen eine bemerkenswerte typologische Vielfalt, die einmal mehr deutlich macht, wie sehr sich Holz im Wohnungsbau selbst in der Gebäudeklasse 5 etabliert hat. Hinzu kommt der Beitrag zum Kilmaschutz: Insgesamt sind in den Holzbauten 13.000 t CO2 gespeichert.

WA 13: Die zwei fünfgeschossigen Mehrfamilienhäuser sind in zwei gegenüberliegenden L-Winkeln angeordnet. Es wurden 181 Wohnungen für 1-8 Personen geschaffen. Im Erdgeschoss des dreistöckigen Gebäudeteils sind eine Kindertagesstätte und ein Gemeinschaftsraum untergebracht. (Foto: GEWOFAG/ Frank De Gasperi)

Ökologisch und bezahlbar mit Holz

Auf dem 30 ha großen Gelände einer ehemaligen Kaserne entstand ein Quartier mit 1800 Wohnungen, von denen nach Vorgabe der Landeshauptstadt etwa ein Drittel als „ökologische Mustersiedlung in Holzbauweise“ realisiert wurde. Beispielhaft war dabei bereits das eigens entwickelte Förderprogramm: Als zentrales Kriterium diente die Masse der nachwachsenden Rohstoffe, gemessen in kg „nawaro“ pro m² Wohnfläche. Bei den Geschosswohnungsbauten lag der geforderte Mindestanteil bei 50 kg/m² – ein Wert, den die Projekte meist um ein Vielfaches übertrafen.

Maßstäbe setzten auch die von acht Wohnungsbaugesellschaften, Baugemeinschaften und Genossenschaften in Holz- und Holz-Hybridbauweise realisierten 570 Wohnungen. Wesentlich für die Bauherren war hier keineswegs nur, dass die Fördersumme linear zur eingesetzten Holzmenge anstieg. Im Mittelpunkt standen vielmehr die vielen Vorteile des Baustoffs Holz im Wohnungsbau: Holzbauteile erlauben platzsparende, schlanke Konstruktionen, sie sind in hoher Ausführungsqualität leicht vorzufertigen, haben hervorragende baubiologische und raumklimatische Eigenschaften und schaffen zudem eine angenehme Wohnatmosphäre.

Drei Projekte, drei Lösungen in Holz

Die Mustersiedlung befindet sich am Rand des Prinz-Eugen-Parks an der Jörg-Hube-Straße. Den Auftakt im Westen bildet das Projekt (WA 13 West) der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag. Sie realisierte mit Pakula & Fischer Architekten eine Blockrandbebauung in Holz-Hybridbauweise, die in zwei gegenüberstehenden L-Winkeln angeordet ist. Während das Tragwerk in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet wurde, bestehen sämtliche Außenwände komplett aus vorgefertigten, geschosshohen und bis zu drei Fensterachsen breiten Holztafelelementen mit vorvergrauter Lärchenholzschalung. Die fünfgeschossigen Mehrfamilienhäuser umfassen 181 Wohnungen für ein bis acht Personen. In einem dreigeschossigen Baukörper im östlichen Gebäudeteil ist zusätzlich eine sechsgruppige Kindertagesstätte untergebracht. 

WA 13: Blockrandbebauung von Gewofag und Pakula & Fischer Architekten in Holzhybridbauweise. (Foto: Gewofag / Roland Weegen)
GEWOFAG-Gebäude in der ökologischen Mustersiedlung mit einer aus Lärchen-Stülpschalung bestehenden Außenbekleidung. (Foto: Michael Nagy/ LHM)

Einen noch höheren Holzanteil weist die direkt benachbarte Gebäudegruppe (WA 14 West) der GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München auf. Gemeinsam mit Rapp Architekten plante sie vier grazile Baukörper mit 57 Wohnungen, die im Erdgeschoss durch eine sechsgruppige Kindertagesstätte miteinander verbunden sind. Die vier bzw. sechs Obergeschosse über dem in Stahlbeton ausgeführten Sockelgeschoss sind konstruktiv fast vollständig in Holz konzipiert. Vollflächige Brettschichtholz-Beton-Verbunddecken spannen zwischen betonierten Erschließungskernen und Holz-Beton-Verbundträgern, die auf Holzstützen aufliegen. Die sichtbaren Holzoberflächen der Deckenunterseiten, Träger und Stützen prägen zusammen mit dem Holzfußboden maßgeblich das Erscheinungsbild der Wohnungen, ohne dabei zu dominant zu wirken. Grund hierfür sind mit Gipskarton bekleidete Zimmertrennwände sowie brandschutzbedingt aus gekapseltem Brettsperrholz gefertigte tragende Wände. Die nichttragenden Außenwände bestehen aus geschossweise vorgefertigten Holz-Rahmenelementen.

WA 14 West: Von den 57 Wohnungen der GWG München werden 45 gefördert. Jeder der vier Baukörper verfügt über eine begrünte Dachfläche. (Foto: Conné van d'Grachten)
Die tragenden Innenwände bestehen aus mit Gipskarton gekapseltem Brettsperrholz. (Foto: Conné van d'Grachten)

Am östlichen Ende der Mustersiedlung liegen die drei, fünf und sieben Geschosse hohen Gebäude (WA 16 West) einer neugegründeten Genossenschaft, die zusammen mit dem Architekturbüro Kaden + Lager 86 Wohnungen errichtete. Auch wenn man es den weiß verputzten Baukörpern zunächst nicht ansieht: In allen drei Bauten kamen neben Stahlbeton-Erschließungskernen sichtbare Brettsperrholzdecken sowie Brettsperrholzwände zum Einsatz. Im siebengeschossigen Gebäude dienen die tragenden Brettsperrholz-Außenwände zudem als aussteifende Elemente.

Holz – ein Material für alle Gebäudeklassen

Mit ihren ganz unterschiedlichen konstruktiven Ansätzen zeigen diese drei Projekte beispielhaft, wie groß das Potenzial des Baustoffs Holz ist. Ganz gleich, welche Lösung letztlich zum Einsatz kam – die besondere Leistungsfähigkeit dieses natürlichen Materials liegt nicht zuletzt darin, dass es sich mühelos auch in hybriden Systemen und in allen Gebäudeklassen einsetzen lässt. (Roland Pawlitschko) 

WA 16 West: Kaden + Lager Architekten planten einen Drei (GK 3), einen Fünf- und einen Siebengeschosser (jeweils GK 5) für den Bürgerbauverein München. (Architektur: Kaden + Lager, Foto: Bernd Borchardt) 

Projektdaten im Überblick:

WA13

Bauherr:
GEWOFAG Wohnen GmbH, München

Generalunternehmer mit Planungsleistung: B & O Gruppe, Bad Aibling

Architektur: Pakula & Fischer Architekten GmbH, Stuttgart (LP 1 – 4)

Architektur, Tragwerksplanung, Bauphysik, Haustechnik, Landschaftsplanung:
AIC Ingenieurgesellschaft für Bauplanung Chemnitz GmbH, Chemnitz (LP 5 – 9)

 

WA14 West

Bauherr:
GWG München, Henning Sames, München

Generalübernehmer:
müllerblaustein HolzBauWerke GmbH, Blaustein,

 

Architektur:
Rapp Architekten, Ulm (LP 1 – 5)

A2freising architekten + stadtplaner, Freising (LP 6 – 8)

Tragwerksplanung: tragwerkeplus, Reutlingen

 

WA16 West

Bauherr:
Bürgerbauverein München BbvM eG, München

Architektur:
Kaden + Lager GmbH, Berlin (LP 1 – 5);

Ernst. Architekten AG, Stuttgart (LP 6 – 8)

Tragwerksplanung, Brandschutz, Bauphysik, Schallschutz:
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, München

(Text: Roland Pawlitschko)