Der Bestandsbau, ein ehemaliges evangelisches Gemeindehaus aus dem Jahr 1957, musste erhalten bleiben und bildet den Kern eines neuentstandenen Wohnheims für Studierende in der Nähe zur Universität Essen. Die Aufstockung um ein Staffelgeschoss wurde als reine Holzkonstruktion auf den Bestandsbau aufgesetzt und führte in Verbindung mit der Ergänzung einer außenliegenden Erschließung zu einer Erhöhung der Bruttogeschossfläche von 969 m² auf 2.170 m².
Nach langjährigem Leerstand rettete das Studierendenwerk Essen-Duisburg dieses Gebäude vor dem weiteren Verfall und realisierte als Bauherr die radikale Umwandlung von einem Gemeindehaus zu einer studentischen Wohnanlage. Das Gebäude liegt in einer Grünanlage in unmittelbarer Nähe zum Universitätscampus Essen. Der Bestand wurde so stark überformt, dass er kaum wiederzuerkennen ist.
Durch Einziehen einer Zwischendecke im ehemals zweigeschossigen Gemeindesaal konnte zusätzlich eine komplette Geschossebene für Wohnzwecke gewonnen werden. Ein Aufwand, der sich lohnte, weil für einen Neubau im Bereich der Grünanlage kein Baurecht bestand. Das Gebäude stand jahrelang leer. In einem beispielhaften Abstimmungsprozess zwischen Bauherrn, Behörden und Architekten wurden die Möglichkeiten der Umnutzung ausgelotet.
Gleich zwei umschließende Außenhüllen bestimmen das neue Erscheinungsbild: Ein Vorhang aus Holzlamellen umgibt einen anthrazitfarbenen hochwärmegedämmten Kern. Das dominierende Material Holz gibt dem Gebäude seine besondere Ausstrahlung. Über das Hinzufügen eines umlaufenden Laubengangs als außenliegende Erschließung sowie das Aufsetzen eines Staffelgeschosses in Holztafelbauweise konnte die Nutzfläche mehr als verdoppelt werden. Hier überzeugten das geringe Gewicht und die Vorteile der präzisen Vorfertigung des Materials Holz.
Es erfolgte eine wirtschaftliche Realisierung von 24 Einzelapartments mit ca. 25 m² und 6 Doppelapartments mit ca. 51 m² Im Staffelgeschoss ist eine separate Wohnung mit ca. 200 m² angeordnet, welche flexibel in drei Einheiten aufteilbar ist.
Durch Weiternutzung der bestehenden Rohbaukonstruktion und Ergänzung als Holzbau konnte die graue Energie und damit der CO2-Ausstoß um über 50% gesenkt werden. Das verwendete Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Die hochwärmegedämmte Hülle mit Dreischeibenverglasung in Holzfenstern und die optimierte Nutzung des örtlichen Fernwärmenetzes erlaubten den Nachweis als KfW-Effizienzhaus 55.
Die hohe Lufthygiene wird durch ein kontrolliertes Lüftungssystem ermöglicht, bei dem die Wärme der Abluft zur Erwärmung des Trinkwassers genutzt werden kann. Der Bestand wurde um ein Staffelgeschoss erhöht. Hier kommen die Vorteile der Holztafelbauweise zum Tragen: das geringe Gewicht, die Bauzeitverkürzung, eine bessere Ökobilanz sowie die reversiblen Möglichkeiten zu flexiblen Raumaufteilungen.
Projekt:
Studentenapartments Tiegelstrasse Essen
Bauherr:
Studierendenwerk Essen-Duisburg
Architekten:
Architektur Contor Müller Schlüter,
ACMS Architekten GmbH, Wuppertal
Statik: TSB – Ingenieurgesellschaft mbH Tichelmann Darmstadt
Holzbau:
ADAMS Holzbau-Fertigbau GmbH
D-56651 Niederzissen
Bauzeit: 09.2013 bis 05.2015
Baujahr: Bestand 1957
Bausumme: 3,9 Mio
BGF 2.343 m²
BRI 6.996 m³
NF 1.173 m²
Geschosse:
3 Vollgeschosse
1 Untergeschoss (kein Vollgeschoss)
1 Staffelgeschoss (kein Vollgeschoss)
Wohnungen:
24 Einzel-Apartments
6 Doppel-Apartments ges. = 36 Bewohner
+ Staffelgeschosswohnung 200 m²
Auszeichnungen:
Deutschen Bauherrenpreis 2020
Auszeichnung vorbildlicher Bauten 2020 in Nordrhein-Westfalen
Holzbaupreis NRW (Engere Wahl)
Textquelle:
Presseinformation ACMS Architekten, Wuppertal
Fotos: Sigurd Steinprinz, Düsseldorf