Dieses Wohnhaus ist ein Musterbeispiel der städtischen Nachverdichtung. Modellhaft ist es aber auch wegen des ebenso ästhetischen wie pragmatischen Einsatzes von Holz. Die Bayerischen Staatsforsten zählen zu den größten Holzproduzenten Deutschlands und wollen mit diesem Projekt in einem ehemaligen Kasernenviertel dazu anzuregen, künftig öfter und mehr mit Holz zu bauen.
Als die Bayerischen Staatsforsten beschlossen, den nur spärlich genutzten Büroparkplatz ihres Verwaltungshauptsitzes mit einem Wohnhaus unter anderem für temporär in Regensburg tätige Mitarbeiter zu überbauen, war Holz als Baumaterial von Anfang gesetzt. Nach Plänen der bei den Staatsforsten angestellten Architekten Thomas Feigl und Lisa Schex entstand über einer neuen Tiefgarage schließlich ein 900 m² großes Holzhaus mit 33 frei finanzierten Wohnungen.
Stellplätze befinden sich auch im aufgeständerten Erdgeschoss im Bereich V-förmiger Stützen – eine Hybridkonstruktion aus runden, mit Eichenholz ummantelten Stahlprofilen. Über den Stützen liegen Doppel-T-Stahlprofile, auf denen ein Buchenfurnierschichtholz-Tragrost die Basis für den Holzbau der drei Obergeschosse bildet. Diese Wohngeschosse bestehen aus vorgefertigten Wand- und Deckenelementen aus Fichten-Brettschichtholz. Das Treppenhaus hingegen wurde in Sichtbeton ausgeführt – nicht zuletzt, weil es in Holzbauweise angesichts der Gebäudeklasse 4 ohnehin zu kapseln gewesen wäre. Wand- und Deckenelemente sind ansonsten grundsätzlich überall sichtbar. Eine Oberflächenbehandlung erfolgte ausschließlich mit Hartöl, das die Verschmutzungsanfälligkeit reduziert und ein ungleichmäßiges Vergilben der Oberflächen (etwa im Bereich von Schränken) verhindert.
Schiebeläden aus Lärche bilden den Kontrast zu der dunkeln Fassade aus karbonisierten Fichtenholzbrettern.
Die Stützen in V-Form bestehen aus Stahlprofilen, die vor Ort mit passgenauen Rundelementen aus Eichenholz ummantelt wurden.
(Fotos: © Manfred Jarisch, © Bayerische Staatsforsten)
Die verschiedenen Holzarten erscheinen in natürlichen Oberflächen und wurden jeweils gemäß ihren spezifischen Stärken ausgewählt: Fichte als Bauholz, Eiche als robuster Bodenbelag, Buchenfurnierschichtholz im Tragwerk und Lärche bei den bewitterten Fenstern und Schiebeläden. Letztere stehen im angenehmen Kontrast zur einzigen sichtlich stark behandelten Holzoberfläche: die Fassade. Hier griffen die Architekten auf die japanische Yakisugi-Methode zurück und ließen Fichtenholzbretter fünfseitig 1200° C heiß abflammen. Die daraus hervorgehende verkohlte Oberfläche dient als ebenso abstrakte wie natürliche Oberfläche sowie als wirksamer Schutz vor Witterungseinflüssen, Insekten, Schimmel- und Pilzbefall.
Eine weitere Besonderheit des modellhaften Gebäudes ist der intensiv begrünte Dachgarten. Hier finden die Bewohner eine Art Gemeinschaftsraum im Freien vor, der zudem das Mikroklima verbessert und dem Haus weithin sichtbar ein unverwechselbares Gesicht verleiht.
(Text: Roland Pawlitschko)
Das Treppenhaus in Sichtbetonausführung bildet einen Kontrast zum vorherrschendem Holz.
Zusätzlich zu den Parkplätzen unter dem Haus gibt es auch eine Tiefgarage.
Die 1-Zimmer-Appartements wurden mit Einbauküchen ausgestattet.
In Fluren und Wohnungen wurde mineralischer Designfußboden verlegt.
(Fotos: © Manfred Jarisch, © Bayerische Staatsforsten)
Projekt:
Städtische Nachverdichtung durch Wohnbau auf Stelzen
Standort:
Tillystraße 4, 93053 Regensburg
Ort:
Regensburg, Deutschland
Bauzeit: 10/2018 - 02/2020
Errichtung: 2021
Bauherr: Bayerische Staatsforsten AöR
Ausführung : Holzbau Hasl
www.holzbau-hasl.de
Holzbauplanung anselm schoen.holzbau planung
www.holzbau-planung.de
Architektur:
Bayerische Staatsforsten AöR, Thomas Feigl, Lisa Schex
Brettsperrholz, Brettstapelholzdecken:
Binderholz GmbH, Fügen
www.binderholz.com
Buchenfurnierschichtholz (BauBuche):
Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG, Amt Creuzburg
www.pollmeier.com