Drei Einrichtungen der Forst- und Holzwirtschaft haben sich hier zusammengetan: Wald und Holz NRW, die Studiengemeinschaft Holzleimbau sowie der INFORMATIONSDIENST HOLZ. Sie boten auf ihrem Messestand konkrete Beratung zum Bauen mit Holz und präsentierten als Anziehungspunkt das derzeit in Düsseldorf entstehende 'The Cradle', ein ungewöhnliches Bürogebäude in Holzhybrid-Bauweise, das als erstes Großprojekt kreislaufwirtschaftliches Handeln im Bauwesen in den Mittelpunkt stellt.
Die Bauwirtschaft steht derzeit unter großem Druck, da rund 40% der CO2-Emissionen und nahezu ein Drittel aller Abfälle in der EU durch Bauen entstehen. Zur Überwindung dieser Situation ist der Übergang von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaftsweise von existenzieller Bedeutung. Gerade der nachwachsende Baustoff Holz stößt hierbei auf besondere Aufmerksamkeit, da er sich einmal gewonnen relativ leicht einer weiteren Nutzung zuführen lässt. Das Cradle-to-Cradle-Prinzip wird erheblichen Einfluss auf die Planung von Gebäuden nehmen, da Bauherren und Investoren wegen des Materialwerts großes Interesse für die Weiterverwendung ihrer Konstruktionen entwickeln.
Im Rahmen eines Messekongresses wurden zwei Diskussionsrunden unter der Leitung von Prof. Ludger Dederich von der Hochschule Rottenburg abgehalten, die online und vor Publikum auf reges Interesse stießen. Vertreter der an 'The Cradle' beteiligten Bauunternehmer (Carsten Boell, Interboden), Architekten (Antonio Vultaggio, HPP) sowie des Holzbaubetriebs (Markus Steppler, Derix) sprachen über zirkuläres Bauen mit dem Architekten, Vordenker und Buchautor ('Material Matters') Thomas Rau aus Amsterdam. Es zeigte sich, dass die holländischen Nachbarn schon deutlich weiter sind: hier wird keine Baugenehmigung erteilt ohne Vorlage eines Material-Gebäudepasses, Rau versteht Gebäude als 'zeitliche Aggregate', nicht als Immobilien.
Eine zweite Gesprächsrunde widmete sich der Entwicklung von Wohnquartieren am Beispiel der ökologischen Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park in München. Hier kamen die verantwortliche Stadtbaudirektorin Ulrike Klar, der Staatssekretär des Bauministeriums NRW Dr. Jan Heinisch und der Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft NRW Alexander Rychter zusammen. Mit 570 Wohnungen ist die Siedlung Deutschlands größtes zusammenhängendes Holzbauquartier. Die Münchner Stadtverwaltung verfolgt konsequent die Etablierung des Holzbaus zusammen mit Klimaschutz und nachhaltiger Stadtentwicklung. Dafür knüpft sie geschickt die Vergabe von Grundstücken an ökologische und soziale Ziele. Die beiden Diskussionsvertreter von NRW sahen für ein solches Vorgehen großes Potenzial im bevölkerungsreichsten Bundesland, verwiesen auf bereits erfolgte Anpassungen im Bauordnungsrecht sowie die Möglichkeit, im Zuge der Wohnraumförderung seit 2020 ein Zusatzdarlehen für das Bauen mit Holz in Anspruch nehmen zu können. Allein gemessen an München steht eine Landeshauptstadt wie Düsseldorf dennoch erst am Anfang solch zukunftsweisender Prozesse wie in Bayern.
Das Resumee der drei Aussteller fällt nach der zweiten Teilnahme an der 'polis Convention' rundweg positiv aus. Die Gruppe hat klar erkannt, wie wichtig es ist, mit thematisch passenden Beiträgen das Bauen mit Holz auch in der noch ungewohnten Welt der Stadt- und Projektentwickler zu repräsentieren. Hier kann gezielte, sachkundige Kommunikation viel bewirken. Das Interesse auf Seiten der Messebesucher war groß und es war zu spüren, dass die vielbeschworene Notwendigkeit zur Transformation der Bauwirtschaft in Politik, Wirtschaft und bei Baufachleuten angekommen ist, auch wenn die Reise erst ganz am Anfang steht. Die gute Stimmung trägt die drei Organisationen nun direkt in die Planung der nächsten Messe: Wegen der Corona-Verschiebung findet die 'polis Convention' bereits am 27. und 28. April 2022 wieder in Düsseldorf statt.