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Tillmann Schütt, Vorstandsvorsitzender Studiengemeinschaft Holzleimbau e. V. © Gebr. Schütt KG (GmbH & Co.)
05. Februar 2021

Neue Holzbauprofessur an der FH Kiel ab Wintersemester 2021/2022

Die Professur für "Nachhaltiges Bauen mit Schwerpunkt Holz- und Holzwerkstoffe" wird durch die Holzbaubranche selbst gefördert. An dem vom Holzbauzentrum*Nord (HBZ*Nord) initiierten Branchenaufruf zur Einwerbung der Mittel für die Professur beteiligte sich auch Dipl.-Ing. Tillman Schütt, Unternehmer und Vorstandsvorsitzender der Studiengemeinschaft Holzleimbau e. V.:

Herr Schütt, als Vorstandsvorsitzender der Studiengemeinschaft Holzleimbau e. V. haben Sie die Förderung einer neuen Holzbauprofessur für die Fachhochschule Kiel mit vorangetrieben. Warum braucht es mehr Holzbau an Hochschulen?

 

Tillmann Schütt: Die stark wachsende Nachfrage nach dem Baustoff Holz führt bereits jetzt zu Engpässen in der Planung und Umsetzung. Wir benötigen also gut ausgebildete Fachkräfte, sowohl bei den Handwerkern als auch bei den Planern. Holzbauwissen bedarf es bereits beim Entwurf, bei der Konzeption, der Werkplanung, der Brandschutzplanung, aber auch bei der bauordnungsrechtlichen Prüfung. Holzbau muss als Lehrfach an den Hochschulen wieder verstärkt unterrichtet werden, in der Breite, über das ganze Land verteilt und nicht nur an wenigen ausgewählten Hochschulen.

 

Warum haben Sie sich für diese Förderung stark gemacht?

 

Tillmann Schütt: Das Thema des rückläufigen Lehrangebotes Holzbau an den Hochschulen und der damit verbundene Fachkräftemangel in der Planung beschäftigt uns im Vorstand schon seit geraumer Zeit. Es ist aus meiner Sicht das zentrale dringliche Thema.

 

Welche Bedeutung hat die Holzbauprofessur für Norddeutschland?

 

Tillmann Schütt: Der Holzbau in Norddeutschland befindet sich im Aufbruch und hat bezüglich der Strukturen hohen Nachholbedarf. Als Unternehmen setzen wir seit Jahren auf Nachwuchs aus eigenen Reihen, denn das Moment der regionalen Verbundenheit spielt bei uns eine große Rolle. Daher ist ein gutes Lehrangebot in erreichbarer Nähe wichtig.

 

Kann sie ein Vorbild für andere Bundesländer sein?

 

Tillmann Schütt: Sofern darstellbar, sollten wir als Branche jede Gelegenheit nutzen, die Ausbildung im Bereich Holzbau zu fördern. Aktuell überlegen wir, eine Holzbau-Hochschul-Landkarte zu erstellen. Sie wird uns zeigen, wo wir tätig werden sollten.

 

Die positiven Reaktionen auf den Aufruf zur Mitteleinwerbung ließen nicht lange auf sich warten. Wir steht es generell um den Zusammenhalt in der Holzbaubranche?


Tillmann Schütt: In einem stark wachsenden Markt bedarf es (eigentlich) keiner Verteilungskämpfe, vielmehr sollten wir darauf achten, die Projekte sorgfältig und in guter Qualität zu realisieren. Alles andere holt uns ein und wäre fatal. Vielmehr glaube ich, dass die handwerklich mittelständisch geprägte Holzbaubranche die wachsenden Bauaufgaben der Zukunft nur gemeinsam und in sinnvollen Kooperationen wird bewältigen können.

 


Welche Anforderungen sehen Sie auf die Branche und Ihre (zukünftigen) Fachkräfte zukommen?


Tillmann Schütt: Die Industrialisierung der handwerklichen Branche, Robotik, ein hoher Vorfertigungsgrad im Holzbau. Das sind die Herausforderungen, denen wir uns mit gut ausgebildeten Fachkräften stellen müssen. Und wir benötigen eine Forstwirtschaft, die auf die Bedarfe der Zukunft ausgerichtet ist. Das sind wichtige gesellschaftliche Aufgaben, die wir anpacken müssen.

 

Welche Herausforderungen sehen Sie hier für die Handwerksbetriebe und ihre gewerblichen Mitarbeiter?

 

Tillmann Schütt: Der Sprung in die Zukunft ist mit nicht unerheblichen Investitionen verbunden, die ein kleinerer Betrieb nicht so ohne weiteres leisten kann. Zusätzlich verändert sich die Einstellung zum Beruf. Auch gewerbliche Mitarbeiter überdenken ihre „Work-Life-Balance“. Sie wollen weniger auf Montage gehen, männliche Beschäftigte nutzen verstärkt die Elternteilzeit. Das macht es für das Unternehmen schwierig, längere Einsätze auf den Baustellen zu planen. Zudem wird es immer schwieriger, Schulabgänger für einen handwerklichen Beruf wie z.B. Maurer oder Zimmer zu begeistern. Das Handwerk ist nach wie vor wenig gesellschaftlich anerkannt, obwohl es vielseitige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für engagierte Mitarbeiter gibt, die noch zu wenig bekannt sind. Ich denke hier z.B. an das duale Studium mit integrierter Lehre, die Meisterausbildung u.a. Nach wie vor hat das Handwerk goldenen Boden.

 

Wo sehen Sie wachsende Bereiche im Holzbau?

 

Tillmann Schütt: Vorrangig im mehrgeschossigen, bezahlbaren Wohnungsbau. Das vorelementierte, modulare Bauen wird wichtiger. Die Aspekte Wohngesundheit und Nachhaltigkeit geben weitere Impulse.

 

Das elementierte Bauen erlebt gerade einen Boom. Wo sehen Sie hier noch Handlungsbedarf?


Tillmann Schütt: Die elementierte Bauweise bedingt auch eine Veränderung in der Ausführung der TGA. Wir müssen hier eine „Plug-and-play-Situation“ schaffen, sonst agieren wir in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und zehren dadurch die Vorzüge des elementierten Bauens (Kosten- und Zeitersparnis) auf.

Fazit: Mich begeistert der anstehende Paradigmenwechsel der gesamten Branche. Selten steht eine ganze Branche vor einem solchen Umbruch. Themen: Digitalisierung, Urbanisierung, Ressourcenknappheit, Robotik.

Und dabei spielt unser Kernwerkstoff Holz eine sehr entscheidende Rolle. Das ist aufregend.

 

Tillmann Schütt, Vorstandsvorsitzender der Studiengemeinschaft Holzleimbau e. V. im Gespräch mit ingenieurholzbau.de

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