Am Stadtrand von Graz, eingebettet in die ruhige und idyllische Landschaft befindet sich die Gesundheitseinrichtung Josefhof der österreichischen Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB). Sie dient der stationären Gesundheitsförderung und Prävention. Die Schwerpunkte richten sich auf betriebliche Gesundheitsförderung und Gesundheitsförderung für Pensionist*innen. Raucherentwöhnprogramme werden ebenfalls durchgeführt.
Dietger Wissounig Architekten haben einen Ort geschaffen, der Achtsamkeit und Entschleunigung vermittelt. Durch seine Atmosphäre wirkt sich der "Josefhof" bereits positiv auf die Genesung aus und ermöglicht bestmögliche Erholung. Das Landschaftsbild bestimmt den Entwurf maßgeblich. Mensch, Natur und Gebäude treten in Verbindung. Der Entwurf nimmt mit der für die Region typischen Streuobstwiese seinen Beginn. Die drei schmal langgestreckten Baukörper werden mit der arenaartigen Topografie so verschränkt, dass die Gebäude teilweise darüber schweben oder sich in das Gelände graben. Es entsteht das Bild der durch das Gebäude fließenden Landschaft. Durch die in Anlehnung an die Streuobstwiese bepflanzten Atrien, wird das gestalterische Konzept fortgeführt. Die Organisation des Raumprogramms wird durch die Ausblicke auf den Grazer Hausberg Schöckl und die umliegende hügelige Wald- und Wiesenlandschaft bestimmt.
Eingangsbereich, Speisesäle und Cafeteria bieten Ausblicke nach Süden und nach Norden. Die Baukörper sind so angeordnet, dass sich die Dächer auf Brusthöhe des darüberliegenden befinden. Die Aufenthaltsbereiche bieten neben Ausblicken, auch freien ebenerdigen Zutritt in den Naturraum. Die von den Zimmern einsehbaren Dächer des Mittel- und Südschiffs sind als begrünte Dachflächen mit geplant. Das Nordschiff ist mit einer normalen extensiven Begrünung versehen. Hierdurch werden das Mikroklima in der direkten Umgebung gefördert, der Schallschutz verbessert und die Lebensdauer der Dachhaut verlängert.
Univ.-Prof. Dr. Josef Smolle
Nationalratsabgeordneter
Beim Tragwerk des Gebäudes entschied man sich für eine sparsame und sehr wirtschaftliche Art des Bauens, die mit einem sehr hohen Vorfertigungsgrad einhergeht. Das Gebäude wurde innerhalb von 16 Monaten in Holzmodulbauweise errichtet.
Einfache Deckenplatten aus Stahlbeton auf einem klaren wirtschaftlichen Stützenraster bilden die tragenden Bauteile, die teilweise zur Aussteifung von Stahlbetonwänden ergänzt werden. Die jeweiligen Obergeschosse und die dazugehörigen Dächer der einzelnen Schiffe bestehen aus Brettsperrholz. Im Regelfall sind die Module auf „Stahlbetontischen“ aufgelagert, in Teilbereichen sind Module mehrgeschossig aufeinander gestapelt. Die Stapelung erfolgt über die vertikalen Bauteile, um Querpressungen zu verhindern. Die Holzoberflächen wurden sichtbar belassen.
Sämtliche Raumtrennungen, Einbauten und die Gebäudehülle sind in Montagebauweise hergestellt. Dies schafft Offenheit und Flexibilität, in dem spätere Änderungen leicht möglich sind.
Die Brandschutzanforderungen an das Gebäude werden baulich unterstützt, effiziente Fluchtwege und das Einbinden der Baukörper in die Topografie ermöglichen ein einfaches Brandschutzkonzept. Die Offenheit der Stiegenhäuser und des Foyers kann durch die Installation von Brandschutzvorhängen gewährleistet werden.
Zur Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes wurde der "Josefhof" überwiegend in Holz konstruiert. Auf einer Gebäudelänge von 115 Metern wurden rund 2000 Kubikmeter Holz verbaut. Das Tragwerk, das Fügen der Bauteile, wie Fensterelemente, Wandelemente, Türen und das bewusste Auswählen von naturbelassenen möglichst CO2-neutralen Materialien werden als Beitrag zum Erreichen eines möglichst niedrigen Primärenergiebedarfs verstanden. Ergänzend sorgen genaue Lebenzyklusberechnungen für betriebliche Sicherheit.
Durch den Einsatz von neuen technischen Erkenntnissen und der Verwendung von ökologischen Baustoffen wird eine sinnvolle Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt. Die klar konzipierte Gliederung des Gebäudes sowie das Erschließungs- und Infrastrukturkonzept und eine gute Orientierbarkeit ermöglichen einen leichten und effizienten Betrieb des Gebäudes. Das gebäudetechnische Konzept vertritt einen Low-Tech Ansatz. Der ausgewogene Einsatz von Bau- und Haustechnik sowie die vernünftige Nutzung zusammenhängender Systeme unterstreichen dieses Konzept.
Bauaufgabe: Neubau Gesundheitsbau
Adresse:
Gesundheitseinrichtung Josefhof
Haideggerweg 38, 8044 Graz, Austria
Architekten:
Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH
Schlögelgasse 9, 8010 Graz
https://www.wissounig.com/
Bauherr:
Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB)
Baufertigstellung: 11/2018
Holzbau
Kaufmann Bausysteme GmbH
http://www.kaufmannbausysteme.at/
Statik:
Wendl ZT GmbH
http://www.wendl-zt.eu/de/
Bauphysik:
Vatter & Partner ZT GmbH
www.zt-vatter.at
Brandschutz:
Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH
https://www.rabl-zt.at/
Bauweise:
Holzmodulbau aus Brettsperrholz (Boden, Wand und Decke)
Konstruktion Obergeschosse:
120 Holzmodule aus Brettsperrholz (Boden, Wand und Decke).
Gewicht eines Moduls: 14.000 kg 1
20 LKW-Anlieferungen (1/Modul)
Bauzeit in Tagen: 45 Tage Vorfertigung, 20 Tage Versetzen vor Ort (inkl. Schwellen, BSH ÜZ, Balkone etc. ca. 65 Tage), 8 Module am Tag
Grundstücksfläche: ~ 33.000m²
Bruttogeschossfläche: ~ 13.500 m²
Nutzfläche: ~ 10.200 m²
Quelle: Pressematerial Dietger Wissounig Architekten
Fotos: Helmut Pierer