Das französische Clamart bei Paris erhielt auf dem Campus „Trivaux-Garenne“ einen Sportpark der besonderen Art. In Erscheinung tritt vor allem ein lang gestrecktes Dach mit sanft ausgerundeten Hebungen und Senkungen.
Die neue Sportanlage sollte die bereits bestehenden Gebäude auf dem Campus-Areal ergänzen, aber gleichzeitig eine eigene Formensprache zur optischen Aufwertung des gesamten Viertels erhalten. Die kurvenreich gestaltete Dachkonstruktion überdeckt eine Grundfläche von 5.200 m². Ein Gitterwerk aus Holz, das die Dachschwünge formt und an den Enden des Gebäudes zu Wänden heruntergezogen wurde, überspannt das Ganze wie eine geschweifte Klammer. Da die Anordnung der einzelnen Sportbereiche wesentlichen Einfluss auf die Dachform hatte – Täler und Erhebungen des Daches sollten sinnvoll mit den Raumfunktionen in Übereinstimmung gebracht werden – verwendeten sie viel Mühe auf eine entsprechende Einteilung.
Der Designprozess für das Gebäude erfolgte auf Basis einer 3D-Software. Damit entwickelten die Architekten die ersten Entwürfe und Volumenmodelle am Computer. Zusammen mit den Tragwerksplanern verfeinerten sie diese Modelle und variierten sie am Bildschirm solange, bis Form und Funktion optimal zusammenpassten.
Die daraus entwickelte hölzerne Megastruktur des Dachtragwerks hat zwei Tragrichtungen: Sie besteht aus 41 Bogen-Hauptträgern in Gebäude-Querrichtung sowie aus 562 kurzen, dazwischen eingefügten, ebenfalls bogenartigen Nebenträgern in Gebäudelängsrichtung. Beide reihen sich jeweils im Abstand von 3 m aneinander und bilden zusammen einen räumlichen Trägerrost im Raster von 3 m x 3 m.
Da der Prozess der Modellierung auch die Vordimensionierung der Querschnitte mit sich bringt und diese für einen filigranen Gesamteindruck möglichst schlank ausfallen sollten, was mit Brettschichtholz nicht zu erreichen war, wählten die Planer Kerto-Furnierschichtholz (FSH) für die Träger. Damit ließ sich die ausgefallene Architektur der geschwungenen Dachklammer mit großen Spannweiten und zum Teil sehr engen Krümmungsradien so realisieren wie es der Entwurf der Architekten vorsah.
Hohlkasten-Träger aus FSH, also Träger, die wie eine Röhre aus FSH- bzw. Kerto-Q-Platten zusammengesetzt sind, können sehr schlank dimensioniert werden; sowohl durch die Gewichtseinsparung aufgrund des Hohlraums, vor allem aber wegen ihrer Formstabilität. Gleichzeitig lassen sich Bogenbinder aus FSH mit kleineren Krümmungsradien ausführen als mit Brettschichtholz. Kerto-Q stellte daher für die komplexe Geometrie des Daches, die die Träger bzw. das Material der Träger zweiachsig beansprucht, den idealen Werkstoff dar. Mit ihm ließ sich nicht nur die architektonische Vision realisieren, sondern auch eine wirtschaftliche Herstellung.
Dipl.-Ing.(FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe
Bauvorhaben:
Sportanlage Campus Trivaux-Garenne in Clamart, Frankreich,
Bauweise:
Ingenieurholzbau
Baujahr: 2015
Bauherr:
Stadt Clamart, F-92140 Clamart, www.clamart.fr
Architektur:
Gaëtan Le Penhuel & Associés architectes, F-75002 Paris,
Baukosten:
Schulhaus et Sportanlage: ca. 30,78 Mio. Euro (netto),
davon Sportanlage: Los 1: ca. 4,35 Mio. Euro (netto), Los 2
(Dachkonstruktion, Dachaufbau und Fassade): ca. 4,76 Mio. Euro (netto)
3D-Modellierung und Vordimensionierung Gebäudehülle:
VS-A, Van Santen & Associés, F-59000 Lille,
Dachkonstruktion, Fassade:
Poulingue SAS, F-27210 Beuzeville, www.poulingue.fr
Tragwerksplanung / Konzeption Holzkonstruktion:
Charpente Concept SA, F-74800 St. Pierre-en-Faucigny, www.charpente-concept.com
Ausführendes Holzbauunternehmen:
Metsä Wood, Division construction, F-92407 Courbevoie cedex, www.metsawood.com/fr