Mit sieben Geschossen erreicht das Büro- und Verwaltungsgebäude H7 im Hafen von Münster als Holzbau eine bemerkenswerte Höhe und städtebauliche Präsenz. Das weitreichend vorgefertigte Gebäude demonstriert auf eindrückliche Weise die technischen Möglichkeiten von Holz-Hybridkonstruktionen und wurde vom Deutschen Holzbaupreis 2017 mit einer Anerkennung als wegweisender Neubau ausgezeichnet.
Architekturkonzeption
Der Name „H7“ spiegelt in knapper Form das architektonische Konzept des programmatischen Holzgebäudes wider: Das „H“ steht für den Baustoff Holz und die Zahl „7“ für die sieben Geschosse, deren tragende Elemente aus dem Baumaterial Holz gebaut wurden. Zuvor waren im Hafen von Münster nur Holzbauten mit vier Geschossen genehmigungsfähig. In enger Zusammenarbeit mit dem Bauamt und der Feuerwehr der Stadt Münster entwickelten Andreas Heupel Architekten Forschungsergebnisse weiter, die die Tragwerksplaner von ARUP Deutschland GmbH im Kontext des Entwurfs für den 20-geschossigen LifeCycle Tower in Österreich erarbeitet hatte.
Holz-Hybridkonstruktion
Auch in Münster stabilisiert eine zweireihige Stahlbetonmittelachse die Hybridkonstruktion. Dieses Rückgrat, in dem Nebenräume und Versorgungsschächte untergebracht sind, ist angelehnt an einen aussteifenden Sicherheitstreppenhausturm. Durch die Kernkonstruktion der Treppenhäuser und Aufzüge aus Stahlbeton konnte die Holz-Hybridkonstruktion im nordrheinwestfälischen Münster schließlich doch realisiert werden. Die Außenwände sind als tragende Massivholzkonstruktion konzipiert. An die Außenwänden und Mittelachsen wurden die vorgefertigten Holzbetonverbunddecken eingehängt. Die 12 cm starken Stahlbetondeckenplatten wurden mit speziellen Schrauben mit den BSH-Balken
verbunden. Die Decke wurde mit einem Ringbalken aus Ortbeton bis an die Vorderkante der Holzaußenwände geführt, um die Geschosse im Sinne des Brandschutzes konsequent voneinander zu trennen.
Vorfertigung und Brandschutzkonzeption
Der Holzbaupreis würdigte insbesondere die weitreichende Vorfertigung der tragenden Massivholz-Wandelemente und die „just-in-time“-Fertigung von Holz-Beton-Verbunddecken in einer baustellennahen Halle. Neben der optimierten Statik überzeugte auch die klare Berechenbarkeit der Holzkonstruktion im Brandfall. Die Querschnitte wurden um das Maß der Abbrandrate von 6,3 cm pro 90 Minuten vergrößert, wodurch auf die sonst übliche Kapselung der Holzbauteile verzichtet werden konnte. So blieb im Inneren die Holzkonstruktion mit ihrem „wärmenden“ Ausdruck und ihrem strukturellen Aufbau sichtbar.
Die markante grüne Terrakotta-Fassade verleiht dem siebengeschossigen Holz-Hybridgebäude eine städtebauliche Präsenz in einem heterogenen Umfeld von Solitären, das seit der Stilllegung des Hafens im Rahmen des Strukturwandels nach und nach entstanden ist.
Bauherr
DESRAD Immobilien GmbH & Co. KG, Münster
Architekten
Andreas Heupel Architekten, Münster
Tragwerksplanung
ARUP Deutschland GmbH, Düsseldorf
Holzbau
Brüninghoff GmbH & Co. KG, Heiden
Fertigstellung
2016
BGF
9.500 m²
Die Webseite Ingenieurholzbau.de informiert über die Herstellung und das Bauen mit geklebten konstruktiven Vollholzprodukten wie Brettschichtholz (BS-Holz), Brettsperrholz (X-Lam oder BSP-Holz), Balkenschichtholz (Duobalken® oder Triobalken®) und Furnierschichtholz.