Am Rande des Wiener Flughafengeländes steht ein Holzbau von gigantischem Ausmaß. Für die Planer war es bereits der dritte großformatige und hocheffiziente Gewerbebau.
Auf über 12.000 Quadratmetern Nutzfläche werden in der Vienna Airport Region Waren angeliefert, entladen, gelagert und wieder ausgeliefert. Das funktioniert reibungslos, weil Maßtoleranzen weit unterhalb der Norm eingehalten wurden. Die Architekten aus dem Büro PoppePrehal im österreichischen Steyr haben dieses konstruktive Wunder vollbracht. Sie wussten einen Bauherrn hinter sich, der genaue Vorstellungen von seinem neuen Logistikgebäude hatte. Stefan Krauter, CEO und Eigentümer von cargo-partner, wollte „ein Zeichen für nachhaltige Logistik-Innovationen“ setzen, wie er selbst betonte. Er stellte die Planer zusätzlich vor eine spezielle Aufgabe: Der Bau solle auch den Aufgaben der Zukunft gewachsen sein. Angepeilt ist eine Nutzung von etwa 70 Jahren. Welche Anforderungen man im Jahr 2100 an ein Gebäude stellt, bleibt freilich im Ungewissen.
Stefan Krauter, CEO und Eigentümer von Cargo-Partner
Wie schon bei dem Projekt ZERO1 arbeiten die Architekten mit viel sichtbarem Holz, einer hochwertigen Gebäudehülle und möglichst wenig teurer Technik. Das gesamte Tragwerk ist unverkapselt und offen sichtbar.Die Qualität der Arbeitsplätze ist hoch. Hell und freundlich mit Sichtbezug nach außen und dem Wohlfühlklima des Holzes wirkt sich das Umfeld positiv auf die Menschen aus. Große Fensterfronten erlauben eine Einschätzung der Tageszeit und des Wetters. Oberlichter bringen reichlich Tageslicht bis tief in die rund 100 x 100 Meter große Halle. Die Fassade aus unbehandelten senkrecht versetzten Fichtenlamellen ist in unterschiedlich große liegende Rechtecke aufgeteilt, was dem großen Baukörper Spannung verleiht und einem massigen, klotzigen Eindruck entgegenwirkt.
Helmut Poppe, POPPE*PREHAL Architekten
Für die Planer war es die dritte energiesparende Gewerbehalle. Stolz sind sie darauf, dass sie es geschafft haben, die Tore in das Gebäude zu integrieren. So sind diese besser geschützt und durch die glatten Fronten entsteht ein ästhetischer Vorteil. Das Tragwerk des iLogistic Centers spielt sich in gigantischen Dimensionen ab und bringt den reinen Holzbau an seine Grenzen. Höher hätte man nur mit einer Hybridkonstruktion bauen können, um ein Ausknicken der Holzstützen zu vermeiden. Insgesamt wurden im Logistikzentrum 4200 Kubikmeter Holz verarbeitet – in Stützen, Trägern, Wänden und Decken. Einzig die Bodenplatte und zwei Stiegenhäuser sind in Beton gefertigt. Das Primärtragwerk aus Brettschichtholz hat ein Achsraster von 23 x 17 Meter. Die Hallenhöhe beträgt 20 Meter, die höchsten verwendeten Holzstützen sind 16 Meter hoch und 150 x 150 cm in der Dimension. Die zwölf riesigen freistehenden Stützen stehen wie Bäume in dem großen Raum verteilt.
Die Tragwerksplaner mussten bei ihrer Arbeit die Gepflogenheiten der Logistik-Branche beachten. So wenige Stützen wie möglich waren gefordert, nebenbei musste das gesamte Tragwerk auch auf das logistische System, das unter der Decke eingebaut wurde, abgestimmt werden. Die Planer standen vor einem Problem, das sich schließlich einfach lösen ließ: mehr Holz! Die Dimensionierung wurde verändert und schon hat der Shuttle freie Fahrt. Auch in der Bodenplatte ist ein Shuttlesystem verlegt. Es orientiert sich an magnetischen Induktionsschleifen. Das brachte eine große Herausforderung für die Maßtoleranzen der Platte mit sich. Die Maximaltoleranzen lagen außerhalb der Norm und das hat einen einfachen Grund. Steht ein Stapler am Boden auch nur leicht schief, verändert das seine Position in fast 20 Metern Höhe beträchtlich. In den oberen Etagen könnten Waren also nicht mehr präzise platziert werden – untragbar für ein vollautomatisches Lager. Der Boden musste zusätzlich geschliffen werden, um eine perfekte Ebene zu realisieren.
(Christina Vogt, Gladbeck)
Quelle: www.cargo-partner.com
Bauvorhaben: iLogistikCenter
Bauweise:
Primärtragkonstruktion Holzskelettbau
Bauherr:
Cargo Partner GmbH, A-2401 Fischamend
Bauzeit:
Juni 2017 bis Sommer 2018
Nutzfläche: 12 250 m²
Energiekennzahl: 34,5 kWh/(m²a)
Planer/Architekt:
POPPE*PREHAL Architekten
www.poppeprehal.at
HOLZBAUER:
Wiehag GmbH A-4950 Altheim
www.wiehag.com
Verbautes Holz:
4.200m³ Holz, größtes Holzelement: Träger mit 23 m Länge
4.080 m³ Fichtenholz und 120 m³ Lärchenholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in Österreich und Bayern (PEFC- und FSC-zertifiziert)
Auszeichnungen:
HERMES Verkehrs.Logistik.Preis / Kategorie „Nachhaltigkeit“
DGNB Zertifikat in Gold, 2020