Parkhäuser sind in vielen Städten graue, unwirtliche Orte mit geringer Aufenthaltsqualität. Ökologisch, wirtschaftlich, ästhetisch - eine Studie der TU München entwickelte aus Buchen-Furnierschichtholz ein nachhaltiges, freundliches Parkhaus mit einer Hybrid-Konstruktion.
In den europäischen Wäldern werden immer mehr Laubhölzer angepflanzt und doch liegen bisher kaum Nutzungsmöglichkeiten für den erhöhten Anteil von Laubhölzern vor. Die TU München hat gemeinsam mit der Firma Pollmeier nach neuen Einsatzmöglichkeiten für Buchenholz gesucht, das sich durch eine hohe Festigkeit und Tragfähigkeit auszeichnet.
Mit dem Entwurf für ein Parkhaus aus Buchen-Furnierschichtholz (FSH) eröffnen sich neue Anwendungsperspektiven für einen Baustoff, dessen Festigkeit den von Nadelhölzern deutlich übertrifft und so auch schlanke Konstruktionen bei großen Traglasten ermöglicht. Der Entwurf für ein Parkhaus in Holzbauweise wurde zunächst für eine Anlage mit sechs Geschossen konzipiert, die sich auch von außen mit einer Holzfassade im Stadtraum von den üblichen Parkraumgebäuden abhebt. Die maximale Höhe des Parkhauses reicht bis an die Hochhausgrenze heran. Im Inneren schafft das sichtbare Tragsystem aus Buchenholz eine angenehme, helle Atmosphäre.
Mit großen Spannweiten überspannen Träger aus Brettschichtholz aus Buchen-FSH die Parkebenen mit nur wenigen Stützen. Die Stellplätze und Fahrbahnen können dementsprechend unabhängig von der Konstruktion frei auf den Ebenen angeordnet werden. In einer modularen Bauweise können die Parkebenen in beliebiger Länge aneinander gereiht werden.
Stützen und Träger aus Brettschichtholz aus Buchen-FSH und Decken aus Stahlbeton-Fertigteilen bilden die Grundkonstruktion dieses neuen Bautyps, der mit wenigen Stützen einen flexibel teilbaren Parkraum schafft. Rampen aus Buchen-FSH Trägern und Fertigteilen aus Beton erschließen die Parkebenen.
Alle Holz-Beton-Verbundträger bestehen aus Buchen-FSH, die gemäß der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung gefertigt werden. Bei einem fachgerechten und witterungsgeschützten Einbau kann eine Nutzungsdauer von über 50 Jahren für die Buchen-FSH-Tragelemente angenommen werden. Betonfertigteilen werden mit Kerven an den Holzquerschnitten schubsteif befestigt. Die Träger sind 240 mm breit und 600 mm hoch und liegen an den Enden der Parkebene in Querrichtung auf den Stützen auf. Die Stützen mit einem quadratischen Querschnitt von 240 mm x 240 mm werden geschossweise gestoßen.
Ineinander gesteckte Stahlhohlprofile verbinden die Stützen. Die Profile werden mit schwindarmem Vergussmörtel gefüllt und mit Stabdübeln gesichert. Diese Konstruktion garantiert eine zügige Montage und löst die Holzstützen von der Betonplatte.
Auch wenn die Parkgarage von außen geschlossen ist, so können bei starkem Regen oder auch Schnee die Fahrzeuge Feuchtigkeit in das Gebäude tragen. Durch die Trennung von Holzstützen und der Betonplatte stellt sich potenziell sammelndes Wasser auf den Fahr- und Parkflächen keine Gefahr für die Dauerhaftigkeit der Stützen dar. Eine Beschichtung auf der Oberseite schützt alle Holz-Trägerelemente gegen Feuchte und gewährleistet eine höhere Dauerhaftigkeit. Während der Montagephase wird die jeweils oberste Betondecke als Feuchtigkeitsschutz genutzt. Nach der Fertigstellung dienen die Betondecken als vertikale Brandbarrieren. Ein Dach auf der höchsten Parkebene dient als konstruktiver Schutz vor Bewitterung.
Der hohe Vorfertigungsgrad steigert mit einer hohen Qualität der Tragelemente und kurzen Bauzeiten nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Konstruktion, sondern garantiert durch einen geringen Materialabfall eine hohe Ressourceneffizienz. Ökologisch, wirtschaftlich und ästhetisch wird das Parkhaus aus umweltfreundlichem Buchen-Furnierschichtholz erbaut, das als aktiver Kohlenstoffspeicher eine sehr gute Bilanz aufweist.
Durch die großteiligen, sortenreinen Baustoffe wie Fertigbetonplatten und FSH-Träger kann am Nutzungsende die Konstruktion mühelos in die einzelnen Werkstoffe (Holz, Beton, Stahl) zerlegt werden. Der modularisierte Systemaufbau und die reversiblen Stahlverbindungen unterstützen eine einfache Demontage mit einem hohen, richtungsweisenden Recyclinganteil.
Bauherr
Studie für Pollmeier Massivholz GmbH & Co.KG
Architekten und Tragwerksplaner
Peter Glaser, Prof. Dr. Stefan Winter
Technische Universität München
Projektleitung
Fachgebiet Entwerfen und Holzbau
Prof. Hermann Kaufmann
Kooperationspartner
Lehrstuhl für Entwurfsmethodik und Gebäudelehre
Prof. Dipl.-Ing. Florian Nagler
Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion
Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter
Lehrstuhl für Holzwissenschaft
Prof. Dr. Klaus Richter
Fachgebiet Holztechnologie
Prof. Dr.-Ing. Jan-Willem G. van de Kuilen
Projektzeit
Veröffentlichung der Studie : 03/2015
Objektdaten
Die Abmessungen je Parkebene ergeben sich aus den gewünschten Stellplatzgrößen und der Fahrwegbreite. Die Stellplätze (b x h = 2,5 x 5,0m) werden unter Berücksichtigung gestiegener PKW-Größen gewählt. Unter Berücksichtigung der zulässigen Fluchtweglänge nach [9] ergeben sich je Ebene 62 Stellplätze. Aus Gründen der Nutzerfreundlichkeit werden die Fahrgassen zwischen den 100 Stellplätzen 6,5m breit ausgebildet. Die offene Großgarage wurde in der gängigen Split-Level-Bauweise geplant.
Die Webseite Ingenieurholzbau.de informiert über die Herstellung und das Bauen mit geklebten konstruktiven Vollholzprodukten wie Brettschichtholz (BS-Holz), Brettsperrholz (X-Lam oder BSP-Holz), Balkenschichtholz (Duobalken® oder Triobalken®) und Furnierschichtholz.