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Foto: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen
grüne Produktionshalle mit Brettschichtholz und Buchenfurnierschichtholz

Plusenergie-Industriehalle als Holzbau

Das für seine nachhaltigen Ansätze bekannte Unternehmen elobau aus Leutkirch wünschte sich für die Erweiterung eines seiner Werke eine entsprechend „grüne“ Produktionshalle. In dem Gebäude mit Sägezahndach und Holzschindelfassade kombinierten die Architekten geschickt Brettschichtholz mit Buchen-Furnierschichtholz und entwickelten ein im besten Sinn einfaches Tragsystem.

Die Firma elobau ist Hersteller von berührungsloser Sensortechnik, Füllstandsmessung und von Bedienelementen für den Maschinen- und Anlagenbau. Das Stiftungsunternehmen setzt sich bereits seit Jahren für Nachhaltigkeit ein, sowohl bei den Lösungen für seine Kunden als auch beim Bau seiner Produktions- und Bürogebäude. Im Sommer 2020 wurde die Erweiterung des elobau Werks II in Leutkirch im Allgäu nach Plänen des Büros F64 Architekten als Plusenergiegebäude in Holz-Hybridbauweise fertiggestellt. Wesentliches Element des Baus ist die Sheddach-Konstruktion mit Sparren und Fachwerkbindern aus Buchen-Furnierschichtholz (FSH).

Kombiniert wird das leistungsstarke Laubholz mit Brettschichtholz aus Fichte. Das sichtbar belassene Dachtragwerk schafft sowohl einen luftigen Raumeindruck, als auch eine hohe Aufenthaltsqualität. Das ausgesprochen große Engagement des Bauherrn, den firmeneigenen „elobau-goes-green“-Grundsätzen auch beim Bau seiner Industriebauten zu folgen, wurde nun schon zum zweiten Mal belohnt. Nach dem HolzbauPlus-Preis 2020 erhielt das Gebäude nun den Bundespreis Umwelt & Bauen 2021.

Ein Markenzeichen der Werkserweiterung mit hohem Wiedererkennungswert ist die Sheddach-Konstruktion, aber auch die Fassade aus Holzschindeln. (Foto: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen)
Nachdem die Fachwerkbinder auf den Stahlbetonstützen abgesetzt und angeschlossen worden waren, konnten die Sparren aus Buchen-FSH zwischen die Fachwerkbinder eingehängt werden. Jeder Sparren verläuft dabei vom Untergurt des einen Fachwerkbinders in einem 15°-Winkel hoch in Richtung Obergurt des nächsten Binders. (Isometrie: Jarde Holzbau)
Die Abstände der Sparren richten sich nach den Systemmaßen des Fachwerkträgers und fluchten damit genau auf die vertikalen Pfosten, wo sie über Z-förmige Stahlwinkel angeschlossen sind. (Foto: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen)
Auf die Sparren aufgebrachte Kerto-Q-Platten dienen als Unterkonstruktion für die Dachabdichtung und sorgen in ihrer Gesamtheit als Scheibe für die notwendige Aussteifung. Die Kerto-Platten waren zudem bereits im Werk mit Holzwolle-Akustikplatten und einer Dämmschicht zu fertigen Elementen gefügt worden. (Foto: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen)

Ressourcenschonender Materialeinsatz:
Sheddächer aus Buchen-FSH und Brettschichtholz

Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Bestandserweiterung in (bislang) zwei Bauabschnitten. Der erste Bauabschnitt schließt mit einem Abstand von nur 5 m an das bestehende Gebäude an und ist mit diesem über einen Gang verbunden. An diesen quadratischen Grundriss (ca. 50 m x 50 m) schließt im Norden der zweite Bauabschnitt mit einem rechteckigen Grundriss (ca. 38 m x 74 m) an, wodurch eine für den Außenraum harmonische L-Form entsteht. Beide Bauabschnitte sind durch eine Technikspange in Massivbau brandschutztechnisch getrennt. Insbesondere die für einen Industriebau ungewöhnliche, bis in die Dachebene hochgeführte Holzschindelfassade gibt den Baukörpern im Kontext mit den insgesamt sieben Reitern des Sheddachs eine ganz eigene Architektursprache. Die nach Norden ausgerichteten Fensterflächen sorgen für eine gute und blendfreie Tageslichtausleuchtung, während auf den nach Süden geneigten geschlossenen Dachflächen Photovoltaik-Module die sehr gute Energiebilanz der Halle ermöglichen.

Das Primärtragwerk für die rund 2.500 m2 und 3.200 m2 großen Produktionshallen bilden eingespannte Stahlbetonstützen im Abstand von 12,50 m in die eine bzw. 12,20 m in die andere Richtung. Auf diesen ruht das Dachtragwerk aus Fachwerkbindern in der steil geneigten Fensterebene sowie senkrecht dazu Sparren in der leicht geneigten Dachfläche, die in regelmäßigen Abständen über Zugbänder und Verstrebungen kurzgeschlossen sind. Die Vertikalen und Diagonalen der Binder sind, wie die 52 cm hohen und 20 cm breiten Sparren, aus Buchen-FSH der Festigkeitsklasse GL 75 BB, während für die Ober- und Untergurte sowie die Zugbänder des Sparrenverbunds Brettschichtholz aus Fichte zum Einsatz kam. Die Stahlbeton-Technikkerne zwischen den Hallen bilden die Brandabschnitte und dienen, wie auch die Kerne an der Nordseite, der Aussteifung.

(Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe und Dipl.-Ing. Architektur Nina Greve, Lübeck)

Grundriss: F64 Architekten
Schnitte: F64 Architekten

Holz im Industriebau

Auch im Industriebau zeichnet sich ein deutlicher Trend hin zum Bauen mit Holz als nachwachsendem Rohstoff ab. Die schnelle und witterungsunabhängige Fertigung und der Wunsch nach einer nachhaltigen Lösung sind dabei wichtige Argumente, aber auch die besondere Atmosphäre, die in einem Holzbau spürbar ist, spricht für sich. Im elobau-Werk II war dem Kunden neben dem Umweltschutz besonders wichtig, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine angenehme Arbeitsumgebung zu schaffen.

„Wir brauchen solche Leuchtturmprojekte, und ich denke, wir konnten mit diesem Bau gemeinsam mit dem Bauherrn einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit im Gewerbebau leisten“, so Architekt Philip Leube von F64 Architekten.

Speziell geformte Stahlknotenbleche auf den Stahlbetonstützen verbinden die Fachwerkträger-Untergurte, die Dachsparren sowie die von beiden Seiten kommenden Zuggurte und leiten die Lasten konzentriert in die Stützen ab. (Foto: Helber + Ruff)
Das überall sichtbar belassene Dachtragwerk schafft sowohl einen luftigen Raumeindruck, als auch eine hohe Aufenthaltsqualität. Das gilt sowohl für die Halle selbst, als auch für die Erschließungszonen. (Foto: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen)

Projektdaten im Überblick:

Bauvorhaben: Erweiterung Werk II der elobau GmbH

Bauort: 88299 Leutkirch

Fertigstellung: Juli 2020

Energiestandard: Plusenergiehaus

Grundfläche: 5.700 m2 BGF

Bauherr: elobau GmbH, D-88299 Leutkirch

Architektur: F64 Architekten, D-87437 Kempten, www.f64architekten.de

Tragwerksplanung (Holzbau): Helber + Ruff, D-71640 Ludwigsburg, www.helber-ruff.de

Holzbau: Jarde Holzbau GmbH, D-88167 Gestraz, www.jarde-holzbau.de

Produktion BauBuche-Bauteile: Pollmeier, D-99831 Creuzburg, www.pollmeier.com

Verbaute Holzmenge: 253 m³ BauBuche

Fotos: Rainer Retzlaff, Niedersonthofen, Helber+Ruff

Zeichnungen: Jarde Holzbau, F64 Architekten